Transkutanes Bilirubin-Screening auf Gelbsucht bei Neugeborenen

Kernaussagen

- Gelbsucht ist eine häufige Erkrankung von Neugeborenen. Bleibt sie unerkannt und unbehandelt, kann sie zu Hirnschäden führen.

- Die Untersuchung der Haut von Neugeborenen auf Gelbsucht durch Messung des Bilirubin-Wertes (so genanntes transkutanes Bilirubin-Screening) führt wahrscheinlich zu einer Reduzierung der Wiedereinweisungen von Neugeborenen zwecks Lichttherapie. Außerdem erhöht die Untersuchung wahrscheinlich die Anzahl an Säuglingen, die vor der Entlassung aus dem Krankenhaus eine Lichttherapie erhalten, und hat möglicherweise keine oder nur eine geringe Wirkung auf die Zahl der Säuglinge, die zur Behandlung ihrer Gelbsucht eine Blutaustauschtransfusion benötigen. Sie hat möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Zahl der Babys mit frühen Hirnschäden.

- Es sind weitere Studien erforderlich, die die Wirkungen von transkutanen Bilirubin-Screening bei Neugeborenen vor der Krankenhausentlassung untersuchen.

Was ist Gelbsucht?

Gelbsucht bezieht sich auf eine gelbliche Verfärbung der Haut und des weißen Teils der Augen. Sie entsteht durch einen Anstieg eines Pigments im Blut, das Bilirubin heißt. Wenn der Bilirubingehalt im Blut ansteigt, lagert es sich in der Haut und in den Augen ab und lässt sie gelb werden. Gelbsucht ist eine sehr häufige Erkrankung bei Neugeborenen. In den meisten Fällen ist die Erkrankung harmlos und erfordert keine Behandlung. In einigen Fällen muss das Neugeborene jedoch in Form einer Phototherapie (Lichttherapie) oder einer Blutaustauschtransfusion (bei der ein Teil des Blutes des Neugeborenen entnommen und durch Spenderblut ersetzt wird) behandelt werden. Sehr hohe Bilirubinwerte im Blut (so genannte Hyperbilirubinämie) können das Gehirn des Neugeborenen schädigen und zu bleibenden Hirnschäden wie z. B. einer Zerebralparese führen. Eine frühzeitige Erkennung der Gelbsucht ist wichtig, um mögliche unerwünschte Wirkungen zu verhindern.

Was ist ein transkutanes Bilirubin-Screening?

Bei der transkutanen Bilirubinmessung wird Licht auf die Haut des Neugeborenen gerichtet und die Intensität des zurückgeworfenen Lichts gemessen, indem das Messgerät leicht gegen das Brustbein oder die Stirn gedrückt wird. Dieser Test kann eine Hyperbilirubinämie bei Neugeborenen erkennen, und wurde als geeignetes Screening-Instrument für Hyperbilirubinämie bei Neugeborenen empfohlen.

Was wollten wir herausfinden?

In diesem Review wollten wir die Wirksamkeit des transkutanen Bilirubin-Screenings im Vergleich zur visuellen Inspektion auf Gelbsucht bei Neugeborenen bewerten.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die den Einsatz des transkutanen Bilirubin-Screenings im Vergleich zur visuellen Inspektion bei Neugeborenen vor der Entlassung aus dem Krankenhaus untersuchten. Wir fassten die Ergebnisse zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der gewonnenen Evidenzen.

Was fanden wir?

Wir haben eine Studie (1858 Säuglinge) in diesen Review einbezogen. Die Studie ergab, dass deutlich weniger Rücküberweisungen ins Krankenhaus erfolgten, wenn ein Neugeborenes mit einem transkutanen Bilirubin-Screening auf Gelbsucht untersucht wurde, statt durch eine visuellen Inspektion. Außerdem stellte sich heraus, dass diese Screening-Methode keinen Einfluss auf die Zahl der Neugeborenen hatte, die eine Blutaustauschtransfusion erhielten, aber die Zahl der Neugeborenen erhöhte, die vor der Entlassung eine Lichttherapie erhielten. Es wurde auch festgestellt, dass diese Screening-Methode im Vergleich zur visuellen Inspektion auf Gelbsucht die Zahl der durch Gelbsucht verursachten frühen Hirnschäden nicht verändert.

Was schränkt die Evidenz ein?

Es sind weitere Studien erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen, bevor diese transkutane Methode des Bilirubin-Screenings bei Neugeborenen auf breiter Basis eingesetzt werden kann. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Studien zur weiteren Bewertung dieser Intervention durchgeführt werden, insbesondere in fortgeschrittenen Ländern, in denen diese Methode bereits weit verbreitet ist.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Diese Evidenz ist auf dem Stand von 21. Juni 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zeitler, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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