Subkutane schnell wirkende Insulinanaloga gegen diabetische Ketoazidose

Fragestellung des Reviews

Wie ist die Wirksamkeit subkutaner schnell wirkender Insulinanaloga im Vergleich zur üblichen intravenösen Infusion von Humaninsulin bei der Behandlung von diabetischer Ketoazidose?

Hintergrund

Schnell wirkende Insulinanaloga (künstliches Insulin wie Insulin lispro, Insulin aspart, Insulin glulisin) wirken rascher als das übliche Humaninsulin. Bei Menschen, die wegen unkontrollierter Diabetes in eine bestimmte Art von lebensbedrohlichem diabetischem Koma fallen, der sogenannten diabetischen Ketoazidose, besteht die übliche Therapie in einer raschen intravenösen Verabreichung von Humaninsulin. Werden schnell wirkende Insulinanaloga subkutan injiziert, so wirken sie rascher als subkutan verabreichtes Humaninsulin. Auf diese Weise kann eine dauerhafte intravenöse Infusion vermieden werden, für die gewöhnlich die Aufnahme auf der Intensivstation erforderlich ist.  Das bedeutet, subkutan injizierte Insulinanaloga gegen diabetische Ketoazidose können auch in der Notaufnahme oder auf einer gewöhnlichen Station verabreicht werden.

Studienmerkmale

Wir fanden fünf randomisierte kontrollierte Studien (klinische Studien, bei denen Menschen zufällig einer von zwei oder mehreren Behandlungsgruppen zugeteilt werden) mit insgesamt 201 Teilnehmern. Die meisten Studien machten keine Angaben zur Art der Diabetes. Jüngere Diabetespatienten und Kinder waren in den von uns berücksichtigten Studien unterrepräsentiert (nur eine Studie). Bei vier Studien wurden die Teilnehmer mit Insulin lispro behandelt, eine Studie mit 45 Teilnehmern untersuchte Insulin aspart. Die durchschnittliche Nachbeobachtung, gemessen an der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer im Krankenhaus, variierte zwischen zwei und sieben Tagen. Die Studienautoren bezeichneten die mit Insulinanaloga oder Humaninsulin behandelte diabetische Ketoazidose als leicht oder moderat. Diese Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2015.

Hauptergebnisse

Unsere Ergebnisse sind vor allem für Erwachsene mit leichter oder moderater diabetischer Ketoazidose maßgeblich, die durch eine unzureichende Kontrolle der Diabeteserkrankung verursacht wurde. Todesfälle traten nicht auf. Bezüglich der Zeit von Behandlungsbeginn bis zum Abklingen der diabetischen Ketoazidose bestand kein erheblicher Unterschied zwischen den beiden Insulinbehandlungsmethoden (rund 11 Stunden). Hypoglykämische Episoden (niedriger Blutzuckerspiegel) traten etwa gleich häufig auf: 118 Fälle je 1000 Teilnehmer bei intravenöser Verabreichung von Humaninsulin im Vergleich zu 70 Fällen je 1000 Teilnehmern bei subkutaner Gabe von Insulin lispro (kein statistisch signifikanter Unterschied). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus zeigte ebenfalls keine deutlichen Unterschiede. In keiner Studie wurde von unerwünschten Nebenwirkungen außer hypoglykämischen Episoden berichtet. Die Patientenzufriedenheit wurde nicht erfragt. Bei der Behandlung mit Insulin lispro traten keine schwerwiegenden Ereignisse im Zusammenhang mit der diabetischen Ketoazidose auf.

Qualität der Evidenz

Unsere Ergebnisse sind aufgrund der niedrigen bis sehr niedrigen Qualität der Evidenz nur mit Einschränkungen zu betrachten, was vor allem an der geringen Anzahl berücksichtigter Studien und Teilnehmer liegt. Weitere Untersuchungen dürften sich höchstwahrscheinlich erheblich auf unsere Ergebnisse auswirken.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Bayerlein, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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