Fragestellung des Reviews: Wir überprüften die Evidenz zur Verabreichung von Eisen an Menschen mit einer niedrigen Anzahl roter Blutkörperchen (Anämie) vor einer größeren Operation, um zu sehen, ob dies den Bedarf an Bluttransfusionen zum Zeitpunkt der Operation reduziert. Wir haben sechs Studien gefunden, die diese Frage untersuchten.
Hintergrund: Anämie ist ein häufiges Problem für Menschen, die sich einer Operation unterziehen. Eine Anämie kann zu Schwindelgefühl, Kurzatmigkeit und Energielosigkeit, sowie einem erhöhten Risiko der Operationen und Bluttransfusionen führen. Anämie ist häufig durch Eisenmangel bedingt und eine Eisenbehandlung - mit Tabletten oder Injektionen - hat sich bereits unter anderen Bedingungen als wirksam bei der Behandlung einer Anämie erwiesen. Nur wenige Forschungsarbeiten haben untersucht, ob Eisenbehandlungen vor Operationen wirksam sind.
Suchdatum: Am 30. Juli 2018 führten wir eine breit angelegte Suche in der medizinischen Literatur durch, um relevante medizinische Studien zu identifizieren.
Studienmerkmale: Wir untersuchten Erwachsene mit Anämie, bei denen eine Operation anstand und die vor ihrer Operation eine Eisenbehandlung oder die Regelversorgung oder eine "Schein"-Eisenbehandlung (Placebo) erhielten. Wir verglichen auch verschiedene Formen der Eisentherapie miteinander. Wir schlossen sechs Studien mit insgesamt 372 Teilnehmern in den Review ein.
Wichtigste Ergebnisse: Die Eisenbehandlung reduzierte das Risiko einer Bluttransfusion nicht. Die Evidenz reicht derzeit nicht aus, um zu sagen, ob eine vor der Operation verabreichte Eisentherapie Transfusionen vorbeugt. Bis heute wurden zu wenige Studien mit zu wenigen Teilnehmern durchgeführt, wodurch es noch nicht möglich ist, ein verlässliches Ergebnis über die Wirkungen dieser Behandlung zu erhalten.
Qualität der Evidenz Die größte Einschränkung im Aufbau aller Studien waren die zu niedrigen Teilnehmerzahlen. Weitere Forschung im Rahmen größerer und besser geplanter Studien ist nötig, bevor eine definitive Aussage Wirksamkeit von Eisenbehandlungen vor Operationen gemacht werden kann. Die Autoren des Cochrane-Reviews schätzten, dass fünf der sechs in diesen Review eingeschlossenen Studien ein geringes Risiko für Bias aufwiesen (und ihre Ergebnisse daher wahrscheinlich zuverlässig sind). Dies geschah trotz einer fehlenden Verblindung der Teilnehmer in fünf der Studien (was normalerweise die Verlässlichkeit der Evidenz verringert), da die Messung, die verwendet wurde, um zu beurteilen, wie gut die Therapie gewirkt hat (Hämoglobinspiegel im Blut), wahrscheinlich nicht dadurch beeinflusst wird, dass der Teilnehmer oder Prüfer weiß, welche Behandlung durchgeführt worden war. Die Ergebnisse von einer der Studien wurden mit einem hohen Risiko für Bias bewertet, weil Teilnehmer, die nicht 80 % der zugewiesenen Behandlung eingenommen haben, nicht in die Analyse eingeschlossen wurden.
Nach dem GRADE-Ansatz ist die Qualität der Evidenz insgesamt niedrig. Wenn in der Zukunft zusätzliche Forschungsergebnisse zur Verfügung stehen, werden sich die in diesem Review erzielten Ergebnisse wahrscheinlich ändern.
M. Zelck, freigegeben durch Cochrane Deutschland.