Dexamethason und periphere Nervenblockade

Was ist eine periphere Nervenblockade?

Eine Nervenblockade verhindert oder verringert Schmerz, indem sie die Weiterleitung von Schmerzsignalen entlang eines Nervs zum Gehirn unterbricht. Sie besteht aus einer Injektion von einem Lokalanästhetikum (einem örtlichen Betäubungsmittel) um einen Nerven, entweder während oder unmittelbar nach einer Operation. Die Schmerzerleichterung durch eine Nervenblockade hält teilweise nur bis wenige Stunden nach der Operation. Danach hat der Patient unter Umständen moderate bis starke Schmerzen.

Was ist Dexamethason?

Dexamethason ist ein Steroid, das Schmerz und eine Entzündungsantwort nach Gewebsschaden im Rahmen einer Operation (Überwärmung, Schmerz, Rötung und Schwellung) reduzieren kann. Bei Patienten, die eine Nervenblockade erhalten, kann Dexamethason zur Verlängerung der schmerzhemmenden Wirkung des peripheren Blockes zusammen mit dem Lokalanästhetikum um den Nerv verabreicht (perineural) oder in eine Vene gespritzt werden (intravenös).

Was haben die Forscher untersucht?

Wir haben nach randomisierten, kontrollierten Studien gesucht, die untersucht haben, ob entweder perineural oder intravenös verabreichtes Dexamethason die Dauer der Schmerzlinderung im Rahmen einer Operation der Extremitäten durch eine periphere Nervenblockade verlängert und den Schmerz nach Operation verringert. Darüber hinaus haben wir untersucht, ob perineural oder intravenös verabreichtes Dexamethason Nebenwirkungen oder Schäden verursacht. Wir durchsuchten die medizinische Literatur nach Artikeln, die entweder Erwachsene oder Kinder mit einer Operation der Extremitäten und einer Nervenblockade einschlossen und bis 25.04.2017 veröffentlicht worden sind. Des Weiteren haben wir die Qualität der Evidenz für jeden Endpunkt bewertet.

Was fanden die Autoren heraus?

Wir haben 35 Studien mit 2702 Teilnehmern zwischen 15 und 78 Jahren eingeschlossen.

Verglichen mit Placebo wurde die Wirkungsdauer des sensorischen Blockes in der perineuralen Dexamethason-Gruppe um 6,5 Stunden (27 Studien, 1625 Patienten, niedrige Qualität der Evidenz) und in der intravenösen Dexamethason-Gruppe um 6 Stunden verlängert (8 Studien, 499 Patienten, moderate Qualität der Evidenz). Bei direktem Vergleich zwischen perineuralem und intravenösem Dexamethason war die Dauer des sensorischen Blockes in der perineuralen Gruppe um 3 Stunden länger (9 Studien, 720 Patienten, moderate Qualität der Evidenz).

Die postoperative Schmerzstärke war 12 Stunden nach Operation in der perineuralen Dexamethason-Gruppe niedriger verglichen mit Placebo (5 Studien, 257 Patienten, sehr niedrige Qualität der Evidenz) und ebenso 24 Stunden nach Operation (9 Studien, 469 Patienten, niedrige Qualität der Evidenz). Als wir intravenöses Dexamethason mit Placebo verglichen haben, war die postoperative Schmerzstärke ebenfalls in der intravenösen Dexamethason-Gruppe niedriger als in der Placebo-Gruppe zum Zeitpunkt 12 Stunden (3 Studien, 162 Teilnehmer, niedrige Qualität der Evidenz) und 24 Stunden nach Operation (5 Studien, 257 Teilnehmer, niedrige Qualität der Evidenz). Die Menge an Opioidmedikation war ebenfalls bei den Patienten, die perineurales oder intravenöses Dexamethason bekommen haben niedriger. Es gab keinen Unterschied in der postoperativen Schmerzstärke oder der Opioidmenge, wenn perineurales und intravenöses Dexamethason direkt verglichen wurden. Wir kamen zu dem Schluss, dass keine der beiden Verabreichungsarten von Dexamethason bessere Schmerzlinderung bringt als die andere.

Fünf schwere unerwünschte Ereignisse wurden in drei Studien berichtet. Ein unerwünschtes Ereignis in Zusammenhang mit der Nervenblockade (Pneumothorax oder Lungenkollaps) ereignete sich bei einem Teilnehmer in einer Studie, die perineurales Dexamethason mit Placebo verglich; die Gruppenzugehörigkeit wurde nicht berichtet. Die anderen Ereignisse standen nicht mit der Blockade in Zusammenhang und traten in zwei Studien auf, die perineurales Dexamethason, intravenöses Dexamethason und Placebo verglichen. Zwei Teilnehmer in der Kontrollgruppe benötigten innerhalb einer Woche nach der Operation eine Wiederaufnahme ins Krankenhaus; einmal wegen eines Sturzes und einmal wegen einer Darminfektion. Ein Teilnehmer in der Placebo-Gruppe entwickelte ein chronisches Schmerzsyndrom (ein sogenanntes CRPS = komplexes regionales Schmerzsyndrom) und ein Teilnehmer aus der intravenösen Dexamethason-Gruppe entwickelte eine Lungenentzündung. Die Qualität der Evidenz bezüglich Sicherheitsaspekten war sehr niedrig.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Reithmeier, K. Kuprian, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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