Interventionen für Schwangere, neue Mütter und andere Hauptbetreuungspersonen zur Vorbeugung von Zahnverfall bei Kleinkindern

Können Zahnpflegebehandlungen und/oder Aufklärung über Mundhygiene von Schwangeren, neuen Müttern und Betreuungspersonen Karies bei Kleinkindern verhindern?

Kernaussagen

- Aufklärung von Schwangeren, Müttern und Betreuungspersonen über eine gesunde Kinderernährung und Fütterungsmethoden wie Stillen, Flaschenfütterung und Einführung fester Nahrung, verringert wahrscheinlich das Kariesrisiko bei Kleinkindern leicht.

- Es braucht mehr Studien, um Nutzen und Schäden verschiedener Arten von Förderprogrammen gegen frühkindliche Karies zu verstehen, insbesondere bezogen auf Kinder aus einkommensschwachen Haushalten.

Warum ist es wichtig, Zahnverfall bei Kleinkindern zu verhindern?

Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr ist Zahnverfall (oft als frühkindliche Karies bezeichnet) weit verbreitet und im Allgemeinen bei Kindern, die in Armut leben, schlimmer. Karies verursacht Schmerzen, kann die Gesundheit des Kindes langanhaltend beeinträchtigen, und ist teuer in der Behandlung.

Was verursacht Karies bei Kleinkindern?

Zucker und Zahnbelag (eine Schicht von Bakterien auf den Zähnen) verursachen Karies. Die Einstellungen, Überzeugungen und Gewohnheiten von Schwangeren, Müttern und anderen Betreuungspersonen beeinflussen das Risiko ihrer Kinder, Karies zu entwickeln.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, welche Programme für Schwangere, neue Mütter und andere Betreuungspersonen von Kindern (im Alter bis 1 Jahr) Karies vorbeugen, und die Anzahl der verfaulten Zähne, fehlenden Zähne und erforderlichen Füllungen verringern.

Die Programme umfassen:

- Behandlungen zur Zahnpflege;

- Aufklärung zu Mundhygiene und Ernährung;

- Änderungen der Gesundheitsdienste oder der üblichen Verfahrensweisen, um den Zugang zur zahnärztlichen Versorgung zu erleichtern.

Wir wollten auch herausfinden, ob diese Programme allein oder in Kombination schädliche Wirkungen haben.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien bis zum 3. Januar 2023, die Programme, die uns interessieren, verglichen mit:

- üblicher Pflege;

- einem Placebo (eine Scheinbehandlung, die genauso aussieht wie die getestete); oder

- anderen Programmen.

Wir verglichen die Studien und fassten die Ergebnisse mit statistischen Methoden zusammen. Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz basierend auf Faktoren wie Studienmethodik und Studiengröße.

Was fanden wir?

Wir fanden 23 Studien aus 12 Ländern, an denen 25.930 Betreuungspersonen (hauptsächlich schwangere Frauen oder neue Mütter) und ihre Kinder teilnahmen. Die Programme umfassten Aufklärung zur Mundhygiene und Ernährung (15 Studien), Behandlungen zur Zahnpflege (6 Studien), und eine Kombination aus beidem (2 Studien). Die Dauer der Programme reichte von zwei Wochen bis zu drei Jahren. In keiner Studie wurden Änderungen der üblichen Verfahrensweise oder der Gesundheitsdienste zur Verbesserung des Zugangs zur zahnärztlichen Versorgung untersucht.

In 13 Studien stammten Betreuungspersonen und Kinder aus einkommensschwachen Haushalten, und in einer Studie hauptsächlich aus einkommensstarken Haushalten. Die meisten Studien gaben an, wie sie finanziert wurden, wobei zwei von Unternehmen der Mundhygieneindustrie unterstützt wurden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dadurch die Ergebnisse dieser Studien beeinflusst wurden, obwohl dies von den Autor*innen nicht angegeben wurde.

Hauptergebnisse

Bei Programmen zur Aufklärung über Mundhygiene und Ernährung ist, im Vergleich zur üblichen Versorgung, das Kariesrisiko von Kindern bis zum Alter von einem Jahr:

- wahrscheinlich etwas geringer, wenn die Betreuungspersonen Beratung zur Ernährung des Kindes und zu Fütterungsmethoden erhielten (3 Studien, 782 Teilnehmende).

- möglicherweise unverändert, wenn Betreuungspersonen Unterstützung beim Stillen (2 Studien, 1148 Teilnehmende), Beratung über die Ernährung des Kindes (1 Studie, 148 Teilnehmende) oder Beratung über die Ernährung, die Fütterung und Zahnreinigung des Kindes (5 Studien, 1326 Teilnehmende) erhielten.

Es ist unklar, ob die Verabreichung von hoch- oder niedrigdosierten Vitamin-D-Präparaten an Mütter während der Schwangerschaft Auswirkungen auf das Kariesrisiko hat (1 Studie, 496 Teilnehmende).

Die Ergebnisse von Programmen, bei denen zur Reduzierung von Bakterien im Mund der Mutter die Anwendung verschiedener Zahnpflegeprodukte verglichen wurden, fielen unterschiedlich aus. 4 Studien (632 Teilnehmende) verglichen Zahnlack mit einem Placebo, und 2 Studien (361 Teilnehmende) Kaugummis, die verschiedene Zahngels enthielten. Es ist unklar, ob sie Karies bei Kleinkindern verhindern können. Außerdem ist es unklar, ob Programme, die die Aufklärung zur Mundhygiene mit zahnärztlichen Behandlungen kombinieren (2 Studien, 324 Teilnehmende), im Vergleich zur üblichen Versorgung eine Wirkung auf das Kariesrisiko haben.

Nur vier Studien gaben an, ob Betreuungspersonen oder Kinder schädlichen Wirkungen erfahren hatten. Bei den Programmen zur Mundhygiene und zur Ernährungserziehung wurden keine schädlichen Wirkungen festgestellt. Einige Mütter, die Zahnbehandlungen durchliefen, berichteten über geringfügige schädliche Wirkungen wie Brennen und Übelkeit.

Was schränkt die Evidenz ein?

Es ist wahrscheinlich, dass Ernährungsberatungen und Fütterkurse für Betreuungspersonen das Kariesrisiko bei Kleinkindern verringern können. Die Vertrauenswürdigkeit der restlichen Ergebnisse ist jedoch niedrig bis sehr niedrig. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich die untersuchten Programmarten von Studie zu Studie stark unterschieden und nur wenige Studien das gleiche Programm oder die gleiche Kombination von Programmen untersuchten.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Dieser Review ist eine Aktualisierung eines vorherigen Reviews, der bis zum 3. Januar 2023 gültig war. Uns sind 13 laufende Studien bekannt, die in die nächste Aktualisierung aufgenommen werden sollen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zeitler, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Tools
Information

Cochrane Kompakt ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cochrane Schweiz, Cochrane Deutschland und Cochrane Österreich. Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern. Eine Übersicht finden Sie hier.