Hintergrund
Mukoviszidose ist eine fortschreitende und lebensbegrenzende genetische Erkrankung, die die Funktionsfähigkeit vieler Organe, insbesondere der Lungen, beeinträchtigt. In Großbritannien wird bei einem von 2500 Säuglingen Mukoviszidose diagnostiziert. Physiotherapie (insbesondere Atemtherapie) ist ein sehr wichtiger Teil der Behandlung von Menschen mit Mukoviszidose. Die beiden Hauptziele der Behandlung sind Atemphysiotherapie zur Befreiung der Atemwege von zähem Schleim, um wiederholte Infektionen und Lungenschäden zu verhindern, und den Erhalt der körperlichen Fitness durch körperliches Training.
Die Atemphysiotherapie kann dazu beitragen, einen schlechten Gesundheitszustand und Krankenhauseinweisungen zu verhindern und möglicherweise die Lebensqualität und Lebenserwartung zu verbessern, wird aber oft als Belastung empfunden. Menschen mit Mukoviszidose müssen unter Umständen sieben oder mehr atemtherapeutische Behandlungen pro Tag durchführen, was zeitaufwendig, ermüdend und störend sein kann. Infolgedessen absolvieren Menschen mit Mukoviszidose möglicherweise nur 30 % ihrer Atemtherapie-Einheiten, wobei die Rate in bestimmten Lebensabschnitten (z. B. in der Pubertät) oft sinkt. Obwohl körperliches Training von Menschen mit Mukoviszidose meist positiver gesehen wird, führen sie ihre Übungen nicht immer durch, weil sie müde sind, sich unwohl fühlen oder keine Zeit haben.
Wir wollten herausfinden, was getan werden kann, um Menschen mit Mukoviszidose zu ermutigen, mehr ihrer geplanten Atemphysiotherapie- oder körperlichen Trainingseinheiten durchzuführen. Wir interessierten uns für eine Reihe möglicher Strategien wie Broschüren, Videos, Apps, Belohnungen, Motivationshilfen, Trainingsspiele, Tagebücher und Textnachrichten.
Wie sind wir vorgegangen?
Wir suchten nach qualitativ hochwertigen Studien über Menschen mit Mukoviszidose (ab einem Alter von sieben Jahren). Wir planten, jede Strategie einzubeziehen, die eine Verbesserung der Therapietreue für Atemphysiotherapie und körperlichem Training zum Ziel hat, verglichen mit keiner Strategie, der üblichen Versorgung oder einer anderen Art von Strategie.
Was fanden wir?
Wir fanden nur zwei Studien, die wir in unseren Review einbeziehen konnten. Bei der einen handelte es sich um eine pädagogische Studie zur Verbesserung der Therapietreue bei körperlichem Training und bei der anderen um eine Motivationsstudie zur Verbesserung der Therapietreue bei der Atemphysiotherapie.
In der Studie zum körperlichen Training (34 Teilnehmende) schienen diejenigen, die ein schriftliches Handbuch erhielten, am Ende der Studie körperlich aktiver zu sein als diejenigen, die nur mündliche Ratschläge erhielten. Es ist allerdings unsicher, ob dies auf das Handbuch zurückzuführen ist. Bei den Zielgrößen Lebensqualität, Lungenfunktion oder körperliche Leistungsfähigkeit gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen.
Bei der Studie Atemphysiotherapie (43 Teilnehmende) sind wir uns nicht sicher, ob das Hören von speziell komponierter Musik während der Atemtherapie zu einer Verlängerung der Behandlungsdauer führt. Wir konnten nicht feststellen, dass das Hören von selbst gewählter Musik während der Therapie mehr oder längere Durchführungen zur Folge hatte als das Nichthören von Musik. Wir fanden keinen eindeutigen Unterschied zwischen den Gruppen bei Krankenhauseinweisungen aufgrund von Lungeninfektionen
Was schränkt die Evidenz ein?
In beiden Studien waren die Gruppen sehr klein und es gab Probleme beim Studiendesign und der Berichterstattung. Das bedeutet, dass die Zuverlässigkeit der Ergebnisse beeinträchtigt sein kann. Infolgedessen ist die Evidenz für Strategien zur Verbesserung der Therapietreue bei Atemphysiotherapie und körperlichem Training sehr unsicher. Die Studien deuten zwar darauf hin, dass einige Strategien möglicherweise hilfreich sind, doch muss künftige Forschung Möglichkeiten zur genauen Messung von Therapietreue prüfen. Solange sollten Physiotherapeut*innen, die Menschen mit Mukoviszidose behandeln, lokale Leitlinien und nationale Standards in Bezug auf Mukoviszidose und Therapietreue beachten.
Wie aktuell ist die Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von 28. März 2023.
C. Barth, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland