Fragestellung des Reviews
Wir wollten herausfinden, wie wirksam bestimmte Klassen von Antiarrhythmika (Medikamente zur Vorbeugung oder Behandlung von Herzrhythmusstörungen) bei der Aufrechterhaltung des Sinusrhythmus (normaler Herzrhythmus) bei Menschen nach einer Katheterablation (eine Technik, bei der mithilfe eines Herzkatheters zielgenau etwas Herzgewebe verödet wird) bei Vorhofflimmern (einer häufigen Art von unregelmäßigem Herzrhythmus) im Vergleich zur Katheterablation allein sind.
Hintergrund
Bei der häufigsten Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern, schlagen die beiden oberen Herzkammern (Vorhöfe) sehr schnell, was zu Symptomen wie Herzklopfen, Schwindel und Kurzatmigkeit führen kann. Die Behandlung von Vorhofflimmern umfasst in der Regel Medikamente zur Kontrolle der Herzfrequenz und zur Verringerung des Schlaganfallrisikos. Bei manchen Menschen kann jedoch zur Symptomkontrolle ein normaler Herzrhythmus wiederhergestellt werden, indem mithilfe von Ablationskathetern etwas Herzgewebe verödet wird. Die Patient*innen entwickeln trotz Ablation häufig erneut Vorhofflimmern. Um dies zu verhindern, werden bestimmte Antiarrhythmika (von denen wir uns nur für die Klassen I und III interessierten) verabreicht, um das Risiko eines erneuten Auftretens der Arrhythmie zu verringern.
Auswahlkriterien
Wir führten eine gründliche Suche in den Datenbanken nach allen Studien durch, die Vorhofflimmern und alle Wirkstoffe der Antiarrhythmika-Klassen I und III einschlossen, z.B. Flecainid, Propafenon, Amiodaron, Dronedaron und Sotalol.
Studienmerkmale
Wir führten die Suche am 5. August 2022 durch und fanden 4682 Publikationen, von denen neun randomisierte kontrollierte Studien waren (eine Art von Studie, bei der Personen nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugewiesen werden). Die Studien umfassten insgesamt 3269 Teilnehmende aus sechs Ländern, die entweder Antiarrhythmika der Klasse I oder III (oder beide) oder ein Placebo (Scheinbehandlung)/Standardbehandlung erhielten. Die Studienteilnehmenden waren im Durchschnitt 59 Jahre alt, 71 % waren männlich. Die meisten hatten paroxysmales Vorhofflimmern (das heißt, sie hatten nicht ständig Vorhofflimmern, sondern nur episodenhaft).
Ergebnisse
Wir fanden heraus, dass Antiarrhythmika der Klasse I und/oder III, die bis zu etwa 3 Monate nach der Ablation verabreicht werden, das Wiederauftreten von Arrhythmien nach 0 bis 3 Monaten möglicherweise verringern und wahrscheinlich das Wiederauftreten nach mehr als 3 bis 6 Monaten verringern. Der Nutzen scheint jedoch nicht über 6 Monate hinaus anzuhalten, wobei die Evidenz für dieses letzte Ergebnis sehr unsicher ist. Wir haben auch die unerwünschten Ergebnisse (d. h. Komplikationen) untersucht. Wir fanden heraus, dass der Einsatz von Antiarrhythmika wahrscheinlich mit einer Verringerung der Krankenhauseinweisungen nach 0 bis 3 Monaten verbunden war. Wir fanden auch Evidenz dafür, dass Antiarrhythmika im Vergleich zur Kontroll- oder Standardbehandlung nicht mit unterschiedlichen Raten von thromboembolischen Ereignissen (Gerinnsel im Gehirn, in der Lunge oder in den Beinen), Herzinfarkten, Todesfällen jeglicher Ursache oder der Notwendigkeit einer erneuten Ablation verbunden sind.
Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse
Unser Vertrauen in die Evidenz war gering für das Wiederauftreten von Arrhythmien nach 0 bis 3 Monaten, moderat für den Zeitraum nach 3 bis 6 Monaten und sehr gering für den Zeitraum nach mehr als 6 Monaten. Unser Vertrauen in die Evidenz für die Verringerung von Krankenhausaufenthalten wegen Herzrhythmusstörungen war moderat.
B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland