Kernaussagen
- Nutzen und die Risiken von nicht-operativen und operativen Behandlungen des Morton-Neuroms (eine Verdickung um einen Nerv im Vorfußbereich, die Schmerzen beim Gehen Schmerzen) sind unklar.
- Um den Nutzen und die Risiken von Behandlungen des Morton-Neuroms zu ermitteln, sind gut konzipierte Studien erforderlich.
Was ist ein Morton-Neurom?
Ein Morton-Neurom entsteht, wenn sich der Bereich um einen Nerv im Fußballen (dem Vorfuß, d. h. dem Bereich, der mit den Zehen verbunden ist) verdickt und Schmerzen verursacht. Die Ursache ist unbekannt. Zu den Symptomen können gehören:
- brennende oder stechende Schmerzen im Vorfuß und in den Zehen;
- das Gefühl, auf einem Kieselstein oder einer Verdickung zu laufen.
Dies kann sich auf das Gehen und damit auf das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen auswirken.
Wie wird ein Morton-Neurom behandelt?
Zu den nicht-operativen Behandlungen gehören:
- Schuheinlagen (Fußorthesen);
- Bewegen der Knochen und Weichteile im Vorfußbereich (Mobilisation);
- Stoßwellentherapie;
- Injektion von Kortikosteroid und Lokalanästhetikum (CS+LA) in den geschwollenen Teil des Nervs (Neurom).
Zu den operativen Behandlungen, die einen Schnitt im Fuß erfordern, gehören:
- Entfernung des Neuroms (Neurektomie);
- Freilegung des Nervs aus dem umgebenden Gewebe (chirurgische Neurolyse).
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, welche Behandlungen besser sind als eine Scheinbehandlung, die genauso aussieht oder sich genauso anfühlt wie die getestete Behandlung, oder welche Behandlung besser ist als eine andere Behandlung in Bezug auf:
- Schmerzen;
- Funktion (Fähigkeit zu gehen);
- Wohlbefinden; und
- Zufriedenheit.
Wir wollten auch herausfinden, ob es unerwünschte Wirkungen gibt.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, in denen nicht-operative und operative Behandlungen mit Placebo oder einer anderen Behandlung bei Patient*innen mit Morton-Neurom verglichen wurden. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie der Studienmethodik und der Größe der Studien.
Was fanden wir?
Wir fanden 6 Studien, an denen 373 Menschen mit Morton-Neurom beteiligt waren. Die Studien dauerten zwischen 4 Wochen (1 Studie) und mehr als 12 Monaten (3 Studien) und wurden in Europa (3), dem Vereinigten Königreich (2) und Asien (1) durchgeführt.
Für zwei Studien wurde eine staatliche oder universitäre Förderung angegeben.
Hauptergebnisse
Nicht-operative Behandlungen
Vergleich einer Injektion von Kortikosteroid plus Lokalanästhetikum (CS+LA) mit einer Injektion von Lokalanästhetikum allein (LA) nach 3 bis 12 Monaten:
- möglicherweise nur einen geringfügigen oder keinen Unterschied hinsichtlich Schmerzen (2 Studien, 157 Personen);
- möglicherweise nur einen geringfügigen oder keinen Unterschied hinsichtlich der Funktionsfähigkeit (2 Studien, 157 Personen);
- wahrscheinlich nur einen geringfügigen oder keinen Unterschied hinsichtlich des Wohlbefindens (1 Studie, 122 Personen);
- möglicherweise nur einen geringfügigen oder keinen Unterschied hinsichtlich der Zufriedenheit (1 Studie, 35 Personen).
In der Gruppe, die mit CS+LA behandelt wurde, wurden unerwünschte Wirkungen nur selten beobachtet. Zu diesen gehörten eine Reduzierung der Dicke des Fettpolsters am Fuß sowie eine Veränderung der Hautfarbe. In der LA-Gruppe traten keine unerwünschten Wirkungen auf.
Vergleich einer ultraschallgesteuerten CS+LA-Injektion mit einer nicht ultraschallgesteuerten CA+LA-Injektion nach 3 bis 12 Monaten:
- verringert wahrscheinlich die Schmerzen (2 Studien, 116 Personen);
- erhöht wahrscheinlich die Funktionsfähigkeit (2 Studien, 116 Personen);
- erhöht möglicherweise die Zufriedenheit (2 Studien, 114 Personen).
In diesen Studien wurde das Wohlbefinden nicht gemessen.
Was die unerwünschten Wirkungen betrifft, gab es zwischen diesen Behandlungen nur wenige Unterschiede, darunter Reduzierung der Dicke des Fettpolsters am Fuß sowie eine Veränderung der Hautfarbe.
Operative Behandlungen
In einer Studie wurde die operative Entfernung des Neuroms durch einen Schnitt am Fußrücken (dorsale Neurektomie) mit der Entfernung durch einen Schnitt an der Fußsohle (plantare Neurektomie) verglichen.
Nach 12 Monaten oder mehr: dorsale Neurektomie:
- nur geringfügiger oder kein Unterschied hinsichtlich der Zufriedenheit (1 Studie, 73 Personen);
- nur geringfügiger oder kein Unterschied hinsichtlich schwerwiegender unerwünschte Wirkungen (1 Studie, 75 Personen).
In dieser Studie wurden die Schmerzen und die Funktionsfähigkeit in einer Weise erfasst, die wir nicht verwenden konnten. Das Wohlbefinden wurde nicht gemessen.
Unerwünschte Wirkungen traten bei 11 der 75 Personen auf, unter anderem:
- Gruppe mit plantarer Neurektomie: schmerzhafte Narbe, Fremdkörperreaktion;
- Gruppe mit dorsaler Neurektomie: Infektion, Wundöffnung, Beinvenenthrombose, Fußsohlen-Reoperation wegen Schmerzen.
Studien, die Fußorthesen (Schuheinlagen), Vorfußmobilisierung und chirurgische Neurolyse untersuchten, erfüllten nicht die Anforderungen für eine Berücksichtigung in unserer Analyse.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist moderat bis niedrig, da einige Studien klein waren und es insgesamt nicht genügend Studien gibt, um die Ergebnisse unserer Endpunkte, insbesondere unerwünschte Wirkungen, sicher zu bestimmen. Die Genauigkeit der Zufriedenheitsskala in den Studien ist unsicher. Es ist möglich, dass die Auswertenden in einigen Studien wussten, welche Behandlung sie bewerteten. In einigen Studien wurde eine unterschiedliche Anzahl von CS+LA-Injektionen verwendet, was die Ergebnisse beeinflusst haben könnte. Weitere Forschungen könnten unsere Ergebnisse verändern.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Diese Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2022.
B. Schindler, K. Wollmann, freigegeben durch Cochrane Deutschland