Kernaussagen:
- Menschen, denen das Gehen wegen Schmerzen aufgrund einer mangelnden Durchblutung der Beine schwerfällt, können mit einer Operation zur Verbesserung der Durchblutung behandelt werden. Die Ergänzung der operativen Behandlung durch ein Bewegungstraining kann ihnen möglicherweise dabei helfen, weitere Strecken zu gehen, als wenn sie nur operiert würden. Aufgrund der unzureichenden Qualität der Evidenz ist dies jedoch sehr ungewiss.
- Es ist nicht klar, ob ein zusätzliches Bewegungstraining dazu beitragen kann, die Durchblutung der Beine, die schmerzfreie Gehstrecke, die Lebensqualität, die Notwendigkeit weiterer Operationen oder die Sterberate zu verbessern.
- Die in den Review eingeschlossenen Studien umfassten relativ wenige Teilnehmende und wiesen viele methodische Schwächen auf, so dass ihre Ergebnisse möglicherweise nicht ausreichend genau sind. Es besteht ein Bedarf an mehr Evidenz von hoher Qualität, um mit Gewissheit sagen zu können, dass ein Bewegungstraining für Menschen mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit nach einer Operation zu Verbesserungen von wichtigen gesundheitsbezogenen Endpunkten führt.
Was ist unter „peripherer arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)“ zu verstehen?
Die pAVK ist eine Beschwerdebild, bei dem sich die Blutgefäße in den Beinen verengen oder verstopfen, so dass der Blutfluss erschwert wird. Dies kann zu Schmerzen in den Beinen beim Gehen und, in schwerwiegenden Fällen, zu Problemen wie Ruheschmerzen und nicht heilenden Wunden führen, möglicherweise sogar zu einer Amputation (der Entfernung eines Teils des Beins).
Menschen mit Symptomen einer pAVK werden in der Regel mit Medikamenten und einem Bewegungstraining behandelt, um eine Verschlimmerung des Beschwerdebildes zu verhindern. In manchen Fällen reicht dies jedoch nicht aus. Dann ist eine Operation erforderlich, um den Blutfluss zu verbessern.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob ein zusätzliches Bewegungstraining nach einer Operation zur Behandlung einer pAVK für die Betroffenen von größerem Nutzen ist als eine Operation allein. Um dies zu ermitteln, betrachteten wir die Gehstrecke, die die Betroffenen zurücklegen können, bevor sie stoppen müssen, die Gehstrecke, die sie schmerzfrei zurücklegen können, den Blutfluss in den Beinen, die Lebensqualität, die Notwendigkeit erneuter Operationen und die Sterberate.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, in denen Teilnehmende, die nach einer Operation zur Verbesserung der Durchblutung ihrer Beine ein Bewegungstraining durchführten, mit Teilnehmenden verglichen wurden, die lediglich operiert wurden. Sofern möglich, fassten wir die Ergebnisse der Studien mit statistischen Methoden zusammen, um zu ermitteln, welche Wirkung die Behandlung auf größere Gruppen von Menschen hat.
Was fanden wir?
Wir fanden sieben Studien mit insgesamt 376 Teilnehmenden. Die Studien zeigten unterschiedliche Ergebnisse. In einigen Studien wurde kein Unterschied in der Gehstrecke der Teilnehmenden festgestellt, in anderen eine Verbesserung durch das Bewegungstraining.
Für die meisten der uns interessierenden Endpunkte konnten wir die Ergebnisse von jeweils nur zwei Studien mit statistischen Methoden zusammenfassen. Für die Sterberate und die Rate von erneuten Operationen konnten wir die Ergebnisse von sechs bzw. fünf Studien mit statistischen Methoden zusammenfassen.
Die statistische Zusammenfassung der Ergebnisse zeigte, dass eine ergänzende Bewegungstherapie die maximale Gehstrecke der Betroffenen möglicherweise vergrößert, jedoch ist dieses Ergebnis sehr unsicher. Sehr unsicher ist auch, ob ein zusätzliches betreutes Bewegungstraining nach einer Operation im Vergleich zu einer Operation allein eine Wirkung auf die schmerzfreie Gehstrecke oder die Gehstrecke, die innerhalb von 6 Minuten zurückgelegt werden kann, hat. Zudem ist sehr unsicher, ob ein zusätzliches betreutes Bewegungstraining eine Wirkung auf die Durchblutung der Beine, die Lebensqualität, die Notwendigkeit von erneuten Operationen oder die Sterberate hat.
Insgesamt gibt es keine Gewissheit darüber, ob eine zusätzliche Bewegungstherapie nach einer Operation zur Behandlung einer pAVK für die Betroffenen von Nutzen ist. Weitere Studien sind notwendig, um diese Frage zu beantworten. Allerdings erbrachte keine der Studien einen Hinweis darauf, dass ein betreutes Bewegungstraining nach einer Operation zur Behandlung einer pAVK den Betroffenen schadet. Folglich scheint ein zusätzliches Bewegungstraining nach einem operativen Eingriff sicher zu sein.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die von uns geprüfte Evidenz wies zahlreiche Schwächen auf. Bei den in unseren Review eingeschlossenen Studien gab es Probleme mit der Gestaltung und Durchführung, die dazu geführt haben können, dass die Ergebnisse ungenau sind. So wurde zum Beispiel in einigen Studien eine zeitliche Obergrenze für die Durchführung der Ergebnismessungen nach dem Bewegungstraining festgelegt, was es schwierig macht, den tatsächlichen Einfluss des zusätzlichen Bewegungstrainings nach der Operation und seine Wirkungen auf die wichtigsten Endpunkte zu verstehen.
Nicht alle Studien stellten ihre Daten in brauchbarer Weise zur Verfügung. Dies kann für Wissenschaftler, die versuchen, die Ergebnisse zu verstehen, ein bedeutsames Problem darstellen. Zudem erschwerte es die umfassende Bewertung der Qualität der Studien. Auch die Zahl der Teilnehmenden an den verfügbaren Studien war relativ gering.
All diese Aspekte schränkten unsere Möglichkeiten ein, die Ergebnisse der Studien zusammenzufassen, um ein klareres Bild von der von ihnen übermittelten Gesamtwirkung zu erhalten.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 14. März 2023.
C. Braun, A. Eisele-Metzger, freigegeben durch Cochrane Deutschland.