Kernaussagen
- rTMS reduziert wahrscheinlich im Vergleich zu einer Scheinstimulation (Placebo rTMS) den Schweregrad der PTBS-Symptome am Behandlungsende bei Erwachsenen nicht. Diese Ergebnisse wurden jedoch durch große Unterschiede in der Behandlungsdurchführung und die geringe Zahl der Teilnehmenden eingeschränkt.
- Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen traten in Studien zur rTMS bei PTBS nur selten auf.
- Wir brauchen mehr Studien, die den Einsatz von rTMS bei Erwachsenen mit PTBS untersuchen. Es wäre hilfreich, wenn künftige Studien ausführlicher über unerwünschte Wirkungen berichten und die Teilnehmenden nach der Behandlung über einen längeren Zeitraum beobachten würden, um den Schweregrad der PTBS zu beurteilen.
Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die durch belastende und beeinträchtigende Symptome gekennzeichnet ist, die bei manchen Menschen nach einem traumatischen Ereignis auftreten. Wenn eine PTBS nicht behandelt wird, leiden viele Menschen jahrelang.
Wie wird PTBS behandelt?
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für eine PTBS, darunter Medikamente und Psychotherapie. Die bestehenden Behandlungen sind jedoch mit hohen Abbruchraten verbunden. Dies deutet darauf hin, dass die Betroffenen die Behandlung möglicherweise nicht vertragen und weiterhin unter Symptomen leiden. Es werden wirksamere Behandlungen für PTBS benötigt. Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) könnte eine vielversprechende Behandlung für PTBS sein.
Was ist rTMS?
Die rTMS ist eine nicht-invasive Behandlung. Dabei wird ein elektrisches Feld im Hirngewebe erzeugt, indem eine Spule, die magnetische Impulse abgibt, auf die Kopfhaut gelegt wird. Über welche biologischen Reaktionswege die rTMS Veränderungen von psychischen Symptome bewirkt, ist nach wie vor unklar und ein aktives Forschungsgebiet. Die rTMS hat sich als wirksam bei der Behandlung von zwei psychischen Störungen erwiesen, die wichtige Merkmale mit der PTBS teilen: schwere depressive Störungen und Zwangsstörungen.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob die rTMS besser als eine Placebobehandlung (Scheinstimulation) geeignet ist, um den Schweregrad der PTBS unmittelbar nach der Behandlung zu reduzieren, und ob sie mit schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen während der Behandlung verbunden ist. Wir waren auch an den langfristigen Wirkungen der Behandlung interessiert. Daher wollten wir die Wirkungen der rTMS auf den Schweregrad der PTBS 1 bis 4 Wochen und 1 bis 3 Monate nach der Behandlung untersuchen. Um die Verträglichkeit der rTMS zu untersuchen, verglichen wir die Anzahl der Teilnehmenden, die die Behandlung vorzeitig abbrachen, zwischen den Gruppen mit aktiver rTMS und Placebo. Außerdem wollten wir die Auswirkungen der rTMS-Behandlung auf Angst- und Depressionssymptome unmittelbar nach Behandlungsende untersuchen.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die eine rTMS im Vergleich zu Scheinstimulation bei Erwachsenen mit PTBS untersuchten. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz basierend auf Faktoren wie Studienmethodik und Anzahl der Teilnehmenden.
Was fanden wir?
Wir bezogen Daten von 577 Teilnehmenden aus 13 Studien ein. Die Studien wurden weltweit durchgeführt, 5 davon in den USA. Drei Studien mit 99 Teilnehmenden trugen zu unserer Hauptanalyse bei, in der die Wirkungen der rTMS auf den Schweregrad der PTBS unmittelbar nach der Behandlung untersucht wurden. Fünf Studien mit 251 Teilnehmenden trugen zu unserer Einschätzung der Sicherheit der rTMS bei (Auftreten von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen).
Hauptergebnisse
- rTMS hat wahrscheinlich verglichen mit einer Scheinstimulation einen geringen bis gar keinen Einfluss auf den Schweregrad der PTBS-Symptome unmittelbar nach der Behandlung. Allerdings trugen nur 3 Studien Daten zu dieser Primäranalyse bei. Die narrative Analyse der Ergebnisse von 6 weiteren Studien zeigte eine unterschiedliche Wirksamkeit der rTMS im Vergleich zur Scheinstimulation in den einzelnen Studien. Aufgrund unzureichender Informationen in diesen Studien konnten wir die Gründe für diese Unterschiede nicht untersuchen. Andere Reviews über rTMS bei PTBS deuten darauf hin, dass einige Durchführungsarten der rTMS effektiver sein könnten als andere.
- Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen der rTMS-Behandlung kamen selten vor. Es ist unklar, ob die rTMS mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende unerwünschte Wirkungen verbunden ist.
- Wir wissen nicht, ob die rTMS mehrere Wochen oder Monate nach der Behandlung eine Wirkung auf den Schweregrad der PTBS hat. Es gab nicht genügend Informationen, um diese Frage zu untersuchen.
- rTMS macht eventuell nur einen geringen bis gar keinen Unterschied bei der Abbruchrate oder bei den Depressions- und Angstsymptomen unmittelbar nach der Behandlung.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die rTMS bewirkt wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Unterschied im Schweregrad der PTBS unmittelbar nach der Behandlung. Unsere Schlussfolgerungen werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit ändern, wenn es neue Evidenz gibt. Die Evidenz zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen ist aufgrund der begrenzten Beschreibungen der unerwünschten Ereignisse und der Art, wie sie in den eingeschlossenen Studien gemessen wurden, sehr niedrig. Im Allgemeinen sind die Raten schwerwiegender unerwünschter Wirkungen schwer abzuschätzen, da solche Ereignisse sehr selten auftraten. Dieses Problem wurde im vorliegenden Review durch die geringe Anzahl der analysierten Teilnehmenden noch verschärft.
Wie aktuell ist diese Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2023.
F. Halter, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland