Kernaussagen
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist wirksam, um Symptome von Schizophrenie zu reduzieren und die Funktionsfähigkeit von Menschen zu Beginn der Erkrankung zu verbessern.
Es gab nur sehr wenige Informationen über mögliche unerwünschte Wirkungen im Zusammenhang mit dieser Intervention.
Einleitung
Schizophrenie ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, da sich die Symptome stark auf das tägliche Leben der Betroffenen auswirken. Menschen mit dieser Krankheit haben Schwierigkeiten, zwischen ihren eigenen Gedanken, Überzeugungen und Vorstellungen sowie der Realität zu unterscheiden. Zum Beispiel können sie Stimmen in ihrem Kopf hören, wobei es sich für sie so anfühlt, als würde wirklich jemand mit ihnen sprechen. Die Behandlung im Anfangsstadium der Krankheit ist von entscheidender Bedeutung, um einen chronischen Verlauf verhindern oder das Risiko dafür verringern zu können. Diese Phase wird in der Regel als „erste Episode“ bezeichnet. Die „neu aufgetretene Psychose“ wird hingegen verwendet, um den Zeitraum von drei bis fünf Jahren nach der ersten Episode zu beschreiben.
Eine psychologische Intervention, die kognitive Verhaltenstherapie, kann zur Behandlung der Symptome bei Menschen mit Schizophrenie im Allgemeinen wirksam sein; es ist noch nicht klar, ob diese Intervention auch für Menschen in der Anfangsphase der Krankheit hilfreich sein könnte.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, welche Wirkungen eine kognitive Verhaltenstherapie zusätzlich zur Regelversorgung bei Menschen mit einer ersten Episode von Schizophrenie oder einer Folgepsychose hat.
Wie gingen wir vor?
Wir haben nach Studien gesucht, in denen eine kognitive Verhaltenstherapie zusätzlich zur Regelversorgung (in der Regel Medikamente) eingesetzt wurde, die mit der alleinigen Regelversorgung oder anderen psychosozialen Interventionen verglichen wurde.
Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz. So wurden beispielsweise einige Faktoren in den Studien (wie zu wenige Teilnehmende oder Ergebnisse, die keine eindeutigen Wirkungen zeigen) mit einem geringeren Vertrauen in die Evidenz bewertet.
Was fanden wir heraus?
Wir fanden 28 Studien, von denen 26 verwertbare Daten von 2407 Teilnehmenden mit Schizophrenie in der neu aufgetretenen oder ersten Episode enthielten. Die Studien hatten eine Dauer zwischen 26 und 52 Wochen für die Interventionsphase. In 18 Studien wurden die Teilnehmenden nach Abschluss der Behandlung erneut kontaktiert, um weitere Daten zu erheben. Die Studien wurden im Vereinigten Königreich, in Europa, Australien, Kanada, den USA und China durchgeführt. Sie wurden hauptsächlich von öffentlichen Einrichtungen und in geringer Zahl auch von Pharmaunternehmen finanziert.
Bei Betrachtung der Ergebnisse etwa ein Jahr nach Beginn der Intervention stellten wir fest, dass die kognitive Verhaltenstherapie in Verbindung mit der Regelversorgung:
- wirksamer ist als die Interventionen in den Vergleichsgruppen bei der Verringerung der Gesamtsymptome der Schizophrenie;
- wirksamer ist als die Interventionen in den Vergleichsgruppen bei der Verringerung positiver Symptome der Schizophrenie (z. B. Stimmenhören);
- wirksamer ist als die Interventionen in den Vergleichsgruppen bei der Verringerung negativer Symptome der Schizophrenie (z. B. Apathie, Interessen- und Motivationsverlust, Konzentrationsmangel);
- wirksamer ist als die Interventionen in den Vergleichsgruppen bei der Verringerung depressiver Symptome der Schizophrenie;
- wirksamer ist als die Interventionen in den Vergleichsgruppen in Bezug auf die Verbesserung des Gesamtzustands (Anzahl der Teilnehmenden mit einer Verbesserung der Symptome, Anzahl der Teilnehmenden mit einer Verschlechterung der Symptome, Werte auf Skalen, die den allgemeinen Grad der Symptome der Teilnehmenden messen);
- die Funktionsfähigkeit (z. B. Teilnahme am sozialen Leben, Teilnahme an alltäglichen Aktivitäten) effektiver ist als unter Kontrollbedingungen.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die Sicherheit der Evidenz liegt zwischen moderat und sehr niedrig, was bedeutet, dass wir moderates bis sehr niedriges Vertrauen in die Effektschätzungen haben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Qualität ('risk of bias') einiger Studien gering war und dass die Ergebnisse der verschiedenen Studien manchmal leicht voneinander abwichen. Außerdem waren die Ergebnisse für einige Endpunkte ungenau, und nur eine begrenzte Anzahl von Teilnehmern trug zu den Daten bei.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von März 2022.
L. Gorenflo, K. Wollmann, freigegeben durch Cochrane Deutschland