Was sind die Vorteile und Risiken von intravenösem gegenüber oralem Eisen zur Behandlung von Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft?

Kernaussagen

  • Intravenöses Eisen ist wahrscheinlich besser zur Behandlung von Anämie geeignet, die durch Eisenmangel während der Schwangerschaft verursacht wird, als orales Eisen.

  • Intravenös verabreichtes Eisen hat möglicherweise einen geringen bis keinen Einfluss auf starke Blutungen nach der Geburt und wahrscheinlich einen geringen bis keinen Einfluss auf die Notwendigkeit einer Bluttransfusionen im Vergleich zu oral verabreichtem Eisen.

  • Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen waren selten und treten bei intravenösem Eisen möglicherweise nicht häufiger auf als bei oralem Eisen.

Was ist Eisenmangelanämie?

Eine Eisenmangelanämie wirkt sich darauf aus, wie gut das Blut Sauerstoff durch den Körper transportieren kann. Sie wird durch einen unzureichenden Eisengehalt im Blut verursacht. Bei Eisenmangel im Blut kann der Körper nicht genügend Hämoglobin produzieren. Hämoglobin ist das Molekül, das für den Sauerstofftransport zu jeder lebenden Körperzelle notwendig ist. Menschen mit Eisenmangelanämie können unter Müdigkeit, Schwäche, Kopfschmerzen, Schwindel und Kurzatmigkeit leiden.

Wie wirkt sich eine Eisensupplementation auf die Eisenmangelanämie aus?

Eisensupplementation (Behandlung mit Eisenpräparaten) trägt dazu bei, die Menge an verfügbarem Eisen im Blut zu erhöhen. Sie kann daher den Hämoglobinwert steigern, sofern keine anderen Ursachen für die Anämie vorliegen. Zwei der Hauptformen der Eisensupplementation sind die intravenöse (Injektion in eine Vene) und die orale Verabreichung (durch den Mund). Innerhalb dieser beiden Gruppen gibt es mehrere Präparate und viele Formen von Eisensupplementation, die zur Behandlung einer Eisenmangelanämie eingesetzt werden können.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob intravenös verabreichtes Eisen bei der Behandlung von Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft besser ist als oral verabreichtes Eisen. Wir wollten auch etwaige unerwünschte Wirkungen der beiden Verabreichungswege untersuchen.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach allen verfügbaren Studien, die sich mit den Wirkungen von intravenösem Eisen im Vergleich zu oralem Eisen bei schwangeren Frauen mit Eisenmangelanämie befassen. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir?

Wir schlossen 13 Studien ein, an denen insgesamt 3939 schwangere Frauen mit Eisenmangelanämie teilnahmen. In den meisten Studien wurde der Anämiestatus der Frauen drei bis sechs Wochen nach der intravenösen oder oralen Eisengabe untersucht. Die 13 Studien wurden über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren, zwischen 2002 und 2024, veröffentlicht.

Wir stellten fest, dass intravenös verabreichtes Eisen wahrscheinlich besser zur Behandlung von Eisenmangelanämie während der Schwangerschaft geeignet ist als oral verabreichtes Eisen. Intravenös verabreichtes Eisen während der Schwangerschaft verhindert möglicherweise im Vergleich zu oralem Eisen auch eine schwere Anämie nach der Geburt, wobei die Evidenz hierzu sehr unsicher ist. Es gibt möglicherweise keinen Unterschied zwischen intravenösem und oralem Eisen, wenn es darum geht, starke Blutungen nach der Geburt zu verhindern. Bei der Vermeidung von Bluttransfusionen besteht wahrscheinlich kein Unterschied zwischen intravenösem und oralem Eisen. Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen, einschließlich Todesfälle, traten selten auf und sind bei intravenösem Eisen im Vergleich zu oralem Eisen möglicherweise nicht erhöht.

Was schränkt die Evidenz ein?

Wir haben moderates Vertrauen darin, dass intravenös verabreichtes Eisen den Hämoglobinwert und die Anämie während der Schwangerschaft im Vergleich zu oralem Eisen verbessert. Wir haben ein moderates bis sehr niedriges Vertrauen in die Evidenz für unerwünschte Wirkungen der Behandlung. Diese Informationen wurden in den einzelnen Studien unterschiedlich angegeben. Außerdem traten schwerwiegende unerwünschte Wirkungen selten auf, so dass wir nicht sicher sagen können, ob intravenöses Eisen mehr Risiken birgt als orales Eisen.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von März 2024 .

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Halter, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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