Wäre es vorteilhaft, Frühgeborenen unmittelbar nach dem Absetzen der Beatmungsmaschine einen kontinuierlichen Luftstrom durch die Nase zuzuführen, um die Atemwege offen zu halten?

Kernaussagen

- Die nasale kontinuierliche Überdruckbeatmung (Zufuhr eines konstanten Luftstroms in die Lungen durch die Nase) verringert möglicherweise Atemprobleme, die auftreten, wenn ein Frühgeborenes von der Beatmungsmaschine abgenommen wird.
- Wir wissen nicht, ob der nasale kontinuierliche Überdruck das Risiko verringert, wieder an das Beatmungsgerät angeschlossen zu werden, oder ob er das Risiko von Lungenschäden verringert, die durch Beatmungsgeräte verursacht werden können.
- Wir sind der Meinung, dass es keinen Bedarf für weitere Studien zu diesem Thema gibt.

Was ist nasale kontinuierliche Überdruckbeatmung?

Kontinuierliche Überdruckbeatmung (engl. CPAP) ist eine Form der Atemunterstützung, die oft als eine Art der nichtinvasiven Beatmung bezeichnet wird. Babys, die mit CPAP beatmet werden, atmen von selbst, aber der ständige Strom von Druckluft hilft, ihre Atemwege und Lungen offen zu halten und erleichtert das Atmen. CPAP wird in der Regel über ein Nasenstück verabreicht (nasales CPAP). Der Sauerstoff wird üblicherweise in Kombination mit dem Überdruck angepasst an den Bedarf des Babys verabreicht.

Wie kann nasale CPAP Frühgeborenen helfen?

Babys mit Lungenerkrankungen benötigen möglicherweise Unterstützung bei der Atmung durch ein Beatmungsgerät. Ein Schlauch wird in die Luftröhre eingeführt, um das Baby an ein Beatmungsgerät anzuschließen. Dieses Gerät sorgt dafür, dass sich die Lungen regelmäßig entfalten und übernimmt den Großteil der Atemarbeit für das Kind. Beatmungsgeräte können das Leben des Babys retten, bergen jedoch auch das Risiko, die Lungen des Babys zu schädigen. Daher ist es entscheidend, den Beatmungsschlauch so früh wie möglich zu entfernen und das Baby von der Maschine zu lösen (zu extubieren). Weil die Lungen und Atemkontrollmechanismen von Frühgeborenen jedoch noch nicht ausgereift sind, haben diese oft Schwierigkeiten, selbstständig zu atmen. Dann muss der Schlauch wieder eingeführt werden, und die Babys müssen wieder an das Beatmungsgerät angeschlossen werden. Die Anwendung von nasaler CPAP unmittelbar nach der Extubation könnte diese Risiken verringern.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten nasale CPAP mit keiner CPAP vergleichen. Früher wurde der Sauerstoff über eine transparente Kunststoffhaube verabreicht, die den Kopf des Babys umschließt und dabei erwärmten, befeuchteten Sauerstoff zuführt. Es gibt auch andere Methoden, um einen Sauerstoffstrom mit niedrigem Druck zuzuführen, z. B. über einen dünnen Schlauch, der in die Nase des Babys eingeführt wird. Wir wollten wissen, ob Babys, die mit nasaler CPAP extubiert wurden, nach der Extubation weniger Atemprobleme haben, und ein geringeres Risiko besteht, dass der Schlauch wieder eingeführt werden muss (Reintubation). Außerdem wollten wir wissen, ob nasale CPAP das Risiko für Lungenschäden senken und eine normale Gehirnentwicklung der Babys über einen Zeitraum von zwei Jahren oder länger fördern kann.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien mit Frühgeborenen, die als extubationsfähig galten und entweder mit nasaler CPAP oder ohne CPAP beatmet wurden. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand etablierter Kriterien.

Was fanden wir?

Wir fanden neun Studien, an denen 726 Babys teilnahmen. Acht kamen aus Ländern mit hohem Einkommen (USA, Vereinigtes Königreich, Griechenland, Japan und Australien) und eine aus Chile (das zum Zeitpunkt der Studie als Land mit mittlerem Einkommen eingestuft wurde). Sieben Studien wurden vor dem Jahr 2000 durchgeführt. In allen Studien wurde nasale CPAP mit dem Kopfhauben-Sauerstoff verglichen.

Hauptergebnisse

Bei Babys, die nach der Extubation mit nasaler CPAP beatmet werden, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie Atemprobleme haben und erneut intubiert werden müssen, als bei Babys, die mit Kopfhauben-Sauerstoff beatmet werden. Die Ergebnisse für eine erneute Intubation sind jedoch sehr unsicher. Wir wissen nicht, ob nasale CPAP durch Beatmungsgeräte verursachte Lungenschäden verringert. In keiner Studie wurde die Gehirnentwicklung ab einem Alter von zwei Jahren beschrieben.

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist gering. Erstens wurden in einigen Studien Methoden verwendet, die zu Fehlern in den Ergebnissen führen können. Die Durchführenden der Studie wussten, ob das Baby mit nasaler CPAP behandelt wurde oder nicht; dies könnte die Behandlung des Babys beeinflusst haben. Zweitens waren die Ergebnisse zwischen den verschiedenen Studien etwas uneinheitlich. Da die Ergebnisse ungenau waren, können wir letztendlich nicht sagen, ob der Nutzen groß oder klein ist.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review aktualisiert unsere frühere Version (2003). Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

N.-E. Denninger und A. Egger-Rainer, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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