Kompressionstherapie zur Vorbeugung des erneuten Auftretens von Ulcus cruris venosum („offenes Bein“)

Kernaussagen

- Eine höhere Kompressionsstärke ist möglicherweise wirksamer, um das erneute Auftreten von Ulcus cruris venosum zu verhindern im Vergleich zu einer geringeren Kompressionsstärke oder keiner Kompression.
- Auf lange Sicht ist es wahrscheinlicher, dass die Betroffenen Strümpfe mit niedrigerer Kompressionsstärke weiterhin tragen.

Was ist Ulcus cruris venosum?

Ulcus cruris venosum ist eine chronische Wunde, die am Unterschenkel von Menschen mit Venenerkrankungen auftritt („offenes Bein“). Ulcus cruris venosum kann durch einen Rückstau oder einen verlangsamten Blutfluss in den Beinvenen, die das Blut zum Herzen zurücktransportieren, verursacht werden.

Wie wird ein Ulcus cruris venosum behandelt?

Eine Kompression mit Druckverbänden oder Kompressionsstrümpfen (Strümpfe, Socken oder Strumpfhosen) verbessert meist die Heilung eines vorhandenen Ulcus cruris venosum. Allerdings kann ein Ulcus cruris venosum nach der Abheilung erneut auftreten (rezidivieren) oder es bildet sich erneut ein Ulcus cruris venosum an einer anderen Stelle. Eine fortgesetzte Kompressionstherapie nach der Abheilung verringert möglicherweise das Risiko eines erneuten Auftretens.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen:

- ob die Kompression das Wiederauftreten von Ulcus cruris venosum an einer beliebigen Stelle des behandelten Beins verhindert;
- welche Kompressionsstärken, -typen oder -marken am effektivsten sind, um das erneute Auftreten von Ulcus cruris venosum zu verhindern;
- ob sich die Betroffenen auf lange Sicht wirklich an die Kompressionsbehandlung gewöhnen; und
- ob die Kompressionsbehandlung unerwünschte Wirkungen hat.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen die Kompression zur Verhinderung des erneuten Auftretens von Ulcus cruris venosum untersucht wurde. Wir verglichen die Ergebnisse, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir?

Wir fanden acht Studien, an denen 1995 Menschen mit abgeheiltem Ulcus cruris venosum teilnahmen. Die meisten Teilnehmenden waren Frauen. Das Durchschnittsalter lag zwischen 58 und 78 Jahren. Die kürzeste Studie dauerte sechs Monate. Die längste Studie untersuchte die Wirkungen der Kompression über 10 Jahre. In den Studien wurden verschiedene Kompressionsstärken (UK Klasse 2, UK Klasse 3, europäische Klasse 1, europäische Klasse 2, europäische Klasse 3) und keine Kompression untersucht. In keiner Studie wurden unterschiedliche Kompressionslängen verglichen, wie beispielsweise Kompression unterhalb im Vergleich zu oberhalb des Knies.

Hauptergebnisse

Europäische Kompressionsstrümpfe der Klasse 3 verringern möglicherweise das Wiederauftreten von Ulcus cruris venosum im Vergleich zu keiner Kompression. Unter der Annahme, dass von 1000 Personen, die europäische Kompressionsstrümpfe der Klasse 3 tragen, 210 ein erneutes Ulcus cruris venosum bekämen, wären es ohne Kompression 457 von 1000 Personen.

Das Risiko eines erneuten Auftretens von Ulcus cruris venosum ist möglicherweise bei europäischen Kompressionsstrümpfen der Klasse 1 im Vergleich zu solchen der Klasse 2 nur geringfügig oder gar nicht unterschiedlich.

Kompressionsstrümpfe der UK-Klasse 3 sind möglicherweise besser geeignet als Kompressionsstrümpfe der UK-Klasse 2, um das erneute Auftreten von Ulcus cruris venosum zu verhindern. Unter der Annahme, dass von 1000 Personen, die UK-Klasse 3 Kompressionsstrümpfe tragen, 342 ein erneutes Ulcus cruris venosum bekämen, wären es mit UK-Klasse 2 Kompressionsstrümpfen 530 von 1000 Personen. Bei Personen, die Strümpfe der Klasse 3 verwenden, ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, die Behandlung abzubrechen, höher als bei Personen, die Strümpfe der Klasse 2 verwenden (215 pro 1000 bei Strümpfen der Klasse 3 gegenüber 148 pro 1000 bei Strümpfen der Klasse 2).

Zwischen zwei verschiedenen Marken von Kompressionsstrümpfen der UK-Klasse 2 (Scholl und Medi) besteht möglicherweise nur ein geringer oder gar kein Unterschied in Bezug auf das Risiko eines erneuten Auftretens von Ulcus cruris venosum. Das gilt auch für die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene die Behandlung abbrechen.

Wir fanden keine Informationen über die Dauer der Episoden des Wiederauftretens, das Risiko der Entwicklung von Ulcus cruris venosum am anderen Bein, den Anteil der Zeit während der Studie, in der die Teilnehmenden kein Ulcus cruris venosum hatten, den Grad des Komforts oder unerwünschte Wirkungen der Kompressionstherapie.

Was schränkt die Evidenz ein?

Wir haben wenig Vertrauen in die Evidenz, weil die Teilnehmenden in den meisten Studien wussten, welche Behandlung sie erhielten. Zudem gab es beträchtliche Unterschiede in der Dauer der Studien und in einigen Studien wurden nur wenige Personen eingeschlossen.

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Evidenz dieses Cochrane Reviews ist auf dem Stand von August 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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