Hauptaussage
• Wir fanden keine eindeutige Evidenz dafür, dass die Anwendung von Blutgerinnungshemmern (niedermolekulares Heparin, Aspirin oder Rivaroxaban) bei gesunden Erwachsenen nach einer minimal-invasiven Kniespiegelung das geringe Risiko der Bildung eines Blutgerinnsels in den tiefen Beinvenen verringern kann. Dies gilt auch für das geringe Risiko, dass ein solches Blutgerinnsel über das Blut in ein Blutgefäß in der Lunge gelangt.
• Wir fanden ebenso keine eindeutige Evidenz dafür, dass niedermolekulares Heparin, Aspirin oder Rivaroxaban unerwünschte Wirkungen wie Blutungen verursachen.
Warum ist diese Frage wichtig?
Bei einer Kniearthroskopie führt die operierende Person eine winzige Kamera durch einen kleinen Hautschnitt in den Kniegelenkspalt der Patientin oder des Patienten ein. Die Kniearthroskopie wird zur Diagnose und Behandlung zahlreicher Knieverletzungen eingesetzt. Die Betroffenen haben nach erfolgter Kniearthroskopie ein geringes Risiko, dass sich ein Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen bildet (tiefe Beinvenenthrombose). Bei einer tiefen Beinvenenthrombose können Symptome wie Wadenschmerzen oder Schwellungen auftreten (symptomatische tiefe Beinvenenthrombose). Es besteht auch die Gefahr, dass die Blutgerinnsel in die Lunge wandern (Lungenembolie). Operierte Menschen erhalten häufig Medikamente, um das Risiko der Bildung von Blutgerinnseln zu verringern. Diese Medikamente helfen, die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern, indem sie das Blut verdünnen (bzw. die Verklumpung verhindern). Sie können aber auch unerwünschte Wirkungen wie Blutungen verursachen. Da das Risiko eines Blutgerinnsels nach einer Kniearthroskopie ohnehin gering ist, ist es wichtig zu wissen, ob Blutgerinnungshemmer zur Vorbeugung von Blutgerinnseln überhaupt notwendig sind.
Was genau haben wir gemacht?
Diese systematische Übersichtsarbeit schließt randomisierte kontrollierte Studien mit Personen nach einer Kniearthroskopie ein, die entweder ein gerinnungshemmendes Medikament erhielten oder nicht. Randomisierte Studien liefern die zuverlässigsten Erkenntnisse zur Wirkung von Behandlungen, da die Studienteilnehmenden nach dem Zufallsprinzip den verschiedenen Behandlungsgruppen zugeteilt werden, wodurch Störfaktoren hinsichtlich der Patientenmerkmale verringert werden.
Was genau fanden wir?
In unseren eingeschlossenen Studien erhielten die Teilnehmenden der Kontrollgruppe (diejenigen, die keine Medikamente erhielten) in sechs Studien keine Behandlung, in einer Studie erhielten sie eine Placebo-Tablette (Scheinbehandlung) und in einer Studie erhielten sie Kompressionsstrümpfe.
Wir fassten Daten aus fünf Studien mit statistischen Methoden zusammen. Dies ergab, dass niedermolekulares Heparin - ein Medikament, das täglich unter die Haut im Bauchbereich gespritzt wird - das Risiko einer Lungenembolie oder einer symptomatischen tiefen Beinvenenthrombose im Vergleich zu keiner Behandlung nicht eindeutig verringert. Niedermolekulares Heparin kann möglicherweise das Risiko einer asymptomatischen tiefen Beinvenenthrombose (ein Gerinnsel im Bein ohne Symptome, das in der Regel lediglich durch gezielte Tests erkennbar ist) verringern. Die Studienlage zu dieser Frage ist aber sehr unsicher. Niedermolekulares Heparin hatte keine eindeutige Wirkung auf Blutungen.
In einer Studie verringerte oral verabreichtes Rivaroxaban im Vergleich zu einer Placebo-Behandlung weder das Risiko einer tiefen Beinvenenthrombose noch führte es zu mehr leichten Blutungen. In dieser Studie wurde weder eine Lungenembolie noch eine schwere Blutung gemeldet.
In einer anderen Studie, die Aspirin mit keiner Behandlung verglich, trat ebenfalls keine Lungenembolie, tiefe Beinvenenthrombose oder Blutung auf.
Im Vergleich zu Kompressionsstrümpfen führte niedermolekulares Heparin zwar zu einer Verringerung von symptomatischen tiefen Beinvenenthrombosen, hatte aber keinen Einfluss auf das Risiko einer Lungenembolie oder Blutung.
Wie sicher ist diese Evidenz?
Unser Vertrauen in die Evidenz für die verschiedenen Behandlungen und Behandlungsergebnisse ist unterschiedlich. Da die Gesamtzahl der Fälle an Blutgerinnseln gering war, ist die Evidenz für das Risiko einer Lungenembolie und einer symptomatischen tiefen Beinvenenthrombosen eher unsicher. Ebenso ist die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz zu asymptomatischen Blutgerinnseln (Gerinnseln, die mit keinen erkennbaren Krankheitszeichen einhergehen) niedrig, da die Teilnehmenden wussten, welche Behandlungen sie erhielten, und dieses Wissen möglicherweise - versehentlich oder absichtlich - den medizinischen Fachpersonen, die sie auf Gerinnsel untersuchten, mitgeteilt haben. Darüber hinaus sind asymptomatische Gerinnsel bei Personen, die ohnehin ein geringes Risiko für Blutgerinnsel haben oder die nach der Kniearthroskopie schnell wieder mobil werden, klinisch möglicherweise wenig bedeutend.
Wie aktuell ist diese Evidenz?
Dieser Cochrane Review aktualisiert die Evidenz aus unserem vorangegangenen Review. Diese Evidenz ist auf dem Stand vom 1. Juni 2021.
B.Schindler, C. Braun, freigegeben durch Cochrane Deutschland