Hintergrund
Die Weltgesundheitsorganisation definiert chronische Erkrankungen als „Gesundheitsprobleme, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren oder Jahrzehnten fortgesetzter Behandlung bedürfen“. Viele Menschen mit chronischen Gesundheitsproblemen bzw. Erkrankungen leiden unter mehr als einer chronischen Erkrankung. Dies wird als Multimorbidität bezeichnet. Allgemein bedeutet das, dass jede mögliche Kombination von Erkrankungen bei einem Menschen auftreten kann. In einigen Studien werden die Kombinationen von Erkrankungen jedoch im Voraus festgelegt, um gezielt häufige Kombinationen (wie Diabetes und Herzerkrankungen) zu untersuchen. Diese Arten von Studien bezeichnen wir als Komorbiditätsstudien. Über die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit von multimorbiden Menschen ist wenig bekannt. Dies ist eine Aktualisierung eines bereits veröffentlichten Reviews.
Fragestellung des Reviews
In diesem Review wollten wir die bestehende Evidenz zur Wirksamkeit von Maßnahmen in der gemeindenahen Primärversorgung ermitteln und zusammenfassen. Dabei ging es darum, bei multimorbiden Menschen Verbesserungen bezüglich ihrer klinischen und mentalen Gesundheit und selbstberichteten gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu erzielen.
Beschreibung der Studienmerkmale
Wir durchsuchten die Literatur bis zum September 2015 und fanden 17 insgesamt gut geplante randomisierte kontrollierte Studien, die unsere Einschlusskriterien erfüllten. Neun dieser Studien konzentrierten sich auf bestimmte Kombinationen von Erkrankungen (Komorbiditätsstudien), zum Beispiel Diabetes und Herzerkrankungen. Die anderen acht Studien schlossen Menschen mit einer großen Vielfalt an Erkrankungen ein (Multimorbiditätsstudien), wobei sie sich vor allem auf ältere Menschen konzentrierten. Die meisten Studien untersuchte Maßnahmen, mit denen die Organisation die Gesundheitsversorgung veränderten. Einige Studien beschäftigten sich auch mit eher patientenorientierten Maßnahmen. Alle Studien wurden aus staatlichen oder gemeinnützigen Quellen finanziert.
Hauptergebnisse
Insgesamt waren die Ergebnisse zur Wirksamkeit der Maßnahmen gemischt. Es gab keine eindeutigen Verbesserungen bei klinischen Endpunkten, der Nutzung von Gesundheitsdiensten, Medikamententreue, patientenbezogenem Gesundheitsverhalten, Verhalten von Gesundheitsfachleuten oder Kosten. In sieben Studien, die Menschen mit Depressionen betrafen, wurden bescheidene Verbesserungen der mentalen Gesundheit festgestellt. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Maßnahmen möglicherweise die funktionellen Endpunkte verbessern, sofern über diese in den Studien berichtetet wurde. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es schwierig ist, die Endpunkte für Menschen mit mehreren Erkrankungen zu verbessern. Dieser Review legt nahe, dass Maßnahmen, die auf spezifische Risikofaktoren abzielen (z. B. Behandlung von Depressionen), wirksamer sein könnten. Es besteht Bedarf an weiteren Studien zu diesem Thema, vor allem mit allgemein multimorbiden Menschen in allen Altersgruppen.
Qualität/Sicherheit der Evidenz
Bei allen eingeschlossenen Studien handelte es sich um randomisierte kontrollierte Studien. Die Qualität dieser Studien war insgesamt gut, obwohl viele Studien nicht vollständig über alle möglichen Ursachen von Bias berichteten. Da Multimorbidität in den einzelnen Studien unterschiedlich definiert war, ist es nur beschränkt möglich, Studienergebnisse sinnvoll zu kombinieren und allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen. Insgesamt beurteilten wir die Sicherheit bzw. das Vertrauen, das wir in die Ergebnisse dieses Reviews haben, als moderat. Aufgrund der geringen Anzahl von Studien und der gemischten Ergebnisse anerkennen wir die verbleibende Unsicherheit und die Möglichkeit, dass zukünftige Studien unsere Schlussfolgerungen ändern könnten.
C. Barth, E. von Elm, freigegeben durch Cochrane Schweiz