Chinesische pflanzliche Arzneimittel zur Behandlung von eingeschränkt fruchtbaren Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom

Fragestellung des Reviews

Wir haben die Evidenz für die Wirkung von chinesischen pflanzlichen Arzneimitteln (engl. chinese herbal medicine, CHM) auf die Lebendgeburtenrate und unerwünschten Ereignisse bei subfertilen (eingeschränkt fruchtbaren) Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (engl. polycystic ovarian syndrome, PCOS) überprüft.

Hintergrund

PCOS ist eine häufige und komplexe endokrine Störung der Fortpflanzungsfähigkeit, von der 5 bis 15 % der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter betroffen sind. Als mögliche Anzeichen für PCOS können bei Frauen unregelmäßige Menstruationszyklen, Subfertilität (eingeschränkte Fruchtbarkeit), Hirsutismus (verstärkter oder übermäßiger Haarwuchs), Akne und Übergewicht auftreten. Es gibt einige westliche Therapien, um PCOS bei Frauen zu behandeln. Dazu zählen die Verschreibung von Medikamenten wie orale Kontrazeptiva, Clomifen (Medikament zur Auslösung des Eisprungs bei Frauen), Insulinsensitizer (Medikamente, die den Blutzuckerspiegel wieder in den Normalbereich bringen) und die laparoskopische Ovarialbohrung (LOD), eine chirurgische Behandlung, die den Eisprung bei Frauen mit PCOS auslösen kann. Die CHM wurde als alternativer Behandlungsansatz für subfertile Frauen mit PCOS vorgeschlagen. Wir wollten die Wirksamkeit und Sicherheit von CHM im Vergleich zu anderen Therapien für subfertile Frauen mit PCOS untersuchen.

Studienmerkmale

Wir suchten in den einschlägigen Datenbanken nach Evidenz. Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2020. Wir haben acht randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit 609 Teilnehmern einbezogen (drei neue RCTs mit 195 Frauen in diesem aktualisierten Review). Dazu gehörten Studien, in denen CHM mit westlicher Medizin, CHM plus westliche Medizin mit westlicher Medizin und CHM plus Chirurgie mit Chirurgie alleine verglichen wurde. Sieben der eingeschlossenen Studien wurden in China durchgeführt und in Chinesisch veröffentlicht, die verbleibende Studie war auf Englisch. In allen Studien lag die Behandlungsdauer bei weniger als sechs Menstruationszyklen und die Nachbeobachtungszeit bei weniger als einem Jahr. Keine der eingeschlossenen Studien berichtete Daten zu Lebendgeburten, alle berichteten Daten zu Schwangerschaft, zwei davon zu Eisprüngen und nur eine zu unerwünschten Ereignissen.

Hauptergebnisse

Die vorliegende Evidenz zur Befürwortung von CHM bei subfertilen Frauen mit PCO war unzureichend. Zu Lebendgeburten lagen keine Daten vor. Es lag keine eindeutige Evidenz vor, um zu zeigen, dass mittels CHM die Fruchtbarkeit von Frauen verbessert wird.

Beim Vergleich von CHM mit Clomifen (mit oder ohne laparoskopische Eierstockbohrung (engl. laparoscopic ovarian drilling, LOD) in beiden Studienarmen) unterschieden sich die Schwangerschaftsraten zwischen den Behandlungs- und Kontrollgruppen nicht. Auch bei den Vergleichen CHM in Kombination mit Follikelpunktion, Ovulationsinduktion mit Follikelpunktion und Ovulationsinduktion allein, unterschieden sich die Schwangerschaftsraten zwischen den Gruppen nicht. Beim Vergleich von CHM in Kombination mit LOD oder nur LOD alleine, gab es ebenfalls keinen Unterschied der Schwangerschaftsraten zwischen den Gruppen. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz war sehr niedrig, so dass wir keine Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen ableiten konnten.

Es gab jedoch begrenzte Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit dafür, dass CHM als Ergänzung zur Gabe von Clomifen möglicherweise eine Verbesserung der Schwangerschaftsraten zur Folge haben könnte.

Aufgrund der sehr niedrigen Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für alle Vergleichsgruppen und für alle Ergebnisse konnten wir keine Schlussfolgerungen ableiten. Die vorhandene Evidenz zu unerwünschten Ereignissen war unzureichend sodass sich zur Sicherheit einer Therapie mit CHM keine Aussage treffen lässt.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz war niedrig oder sehr niedrig. Die hauptsächlichen Einschränkungen für die Evidenz waren das Fehlen von Angaben zu Lebendgeburten oder unerwünschten Ereignissen, die unzureichende Beschreibung der Studienmethoden und die Ungenauigkeit, mit sehr niedrigen Ereignisraten und breiten Konfidenzintervallen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Aschoff, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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