Hintergrund: Tabakkonsum ist unter Menschen mit HIV und AIDS („people living with HIV and AIDS“, PLWHA) häufig; er verursacht eine Reihe von Gesundheitsproblemen und ist für zahlreiche Todesfälle verantwortlich. Es gibt gute Evidenz zu Maßnahmen in der allgemeinen Bevölkerung, die Raucher bei der Entwöhnung unterstützen, die Alltagswirksamkeit bei PLWHA war bisher jedoch nicht bekannt.
Methoden:Wir fassten die verfügbare Evidenz aus Studien zusammen, in denen PLWHA bei der Raucherentwöhnung unterstützt werden sollten. Die Evidenz ist auf dem Stand vom Juni 2015. Wir analysierten, ob die Raucher langfristig (über sechs Monate und mehr) und kurzfristig (zu einem Zeitpunkt unter sechs Monaten) erfolgreich den Tabakkonsum aufgeben konnten.
Ergebnisse: Wir fanden 14 relevante Studien mit über 2000 Teilnehmern. Mit einer Ausnahme wurden alle Studien in den USA durchgeführt. In allen Studien wurde eine Verhaltensmaßnahme plus Medikament mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Verhaltensmaßnahme wurde über eine Reihe von Methoden durchgeführt, zu denen persönliche Gespräche, Telefongespräche, Kontakt über Computer und SMS-Nachrichten gehörten. Zusätzlich erhielten die Teilnehmer eine Nikotinersatztherapie oder Vareniclin (Medikamente zur Raucherentwöhnung). Mit den Teilnehmern in der Kontrollgruppe wurde typischerweise eine weniger intensive, kurze Verhaltensmaßnahme durchgeführt und sie erhielten dasselbe Medikament wie die Behandlungsgruppe. Sechs Studien, die Evidenz von moderater Qualität lieferten, untersuchten die Langzeitabstinenz; sie erbrachten keine eindeutige Evidenz für den Nutzen der intensiveren Maßnahme. Elf Studien untersuchten die Kurzzeitabstinenz und lieferten Evidenz von sehr niedriger Qualität. Die Evidenz deutet darauf hin, dass eine intensivere Maßnahme, in der Verhaltensunterstützung und Medikamente kombiniert werden, bei der kurzfristigen Raucherentwöhnung helfen könnte.
Qualität der Evidenz: Die Qualität der Evidenz beurteilten wir als moderat für den Endpunkt der Langzeitabstinenz und als sehr niedrig für den Endpunkt der Kurzzeitabstinenz. Es sind daher weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um unser Vertrauen in die Ergebnisse zu stärken.
S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.