Hintergrund
Die Anzahl älterer Menschen mit mehreren langandauernden Gesundheitsproblem steigt weltweit stetig. Solche Menschen können komplexe Gesundheitsbedürfnisse haben. Obwohl sie häufig in die Entscheidungen über ihre Gesundheitsversorgung einbezogen werden möchten, sind sie weniger oft beteiligt als jüngere, gesündere Menschen. Deshalb werden ihnen vielleicht nicht die gleichen Behandlungsmöglichkeiten angeboten.
Fragestellung
Die Autoren untersuchten die verfügbare Evidenz zur Wirkung von Interventionen, die darauf abzielten, ältere Menschen mit mehreren langandauernden Gesundheitsproblemen in Entscheidungen über ihre Gesundheitsversorgung in der hausärztlichen Versorgung einzubeziehen.
Studienmerkmale
Die Autoren schlossen Forschungsarbeiten ein, die bis August 2018 veröffentlicht wurden. Sie fanden drei relevante Studien, die 1879 Teilnehmer einschlossen. Die Studien berichteten aus drei Ländern. Die Teilnehmer waren über 65 Jahre alt und hatten durchschnittlich drei oder mehr langandauernde Gesundheitsprobleme. Eingeschlossene untersuchte Interventionen:
- Patientenworkshops und individuelles Patientencoaching;
- Patientencoaching, das kognitive Verhaltenstherapie einschloss; und
- umfassende Patientenberichte, Fortbildung für Fachkräfte und organisatorische Anpassungen.
Alle Studien wurden von nationalen Forschungseinrichtungen gefördert.
Hauptergebnisse
Keine der Studien berichtete über den zentralen Endpunkt “Beteiligung von Patienten an gesundheitsbezogenen Entscheidungen“. Sie berichteten auch nicht, ob es zu geringerer Patientenbeteiligung als Ergebnis der Intervention kam. Keine der Interventionen führte zu häufigeren unerwünschten Ergebnissen, wie Tod, Angstgefühlen, Behandlungen in der Notaufnahme oder Krankenhauseinweisungen.
Die Autoren sind sich unsicher, ob Interventionen zur Beteiligung älterer Menschen mit mehreren langandauernden Gesundheitsproblemen an Entscheidungen über ihre Gesundheitsversorgung ihre Selbsteinschätzung zur Gesundheit oder ihre gesundheitsbezogene Beteiligung verbessern können. Die Autoren sind sich ebenfalls unsicher, ob solche Interventionen zu Unterschieden in der Selbstwirksamkeit (das Vertrauen eines Menschen in die eigenen Fähigkeiten, bestimmte Situationen erfolgreich bewältigen zu können) oder in der Gesamtzahl der Arztbesuche führen. Die Autoren können berichten, dass solche Interventionen wahrscheinlich nur einen geringen oder keinen Unterschied in der Lebensqualität der Patienten machen. Sie erhöhen aber wahrscheinlich die Anzahl der Patienten, die ihre Prioritäten besprechen, was im Vergleich zur Standardversorgung mit häufigeren Kontakten zu Pflegefachkräften einhergeht. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe könnten Interventionen, wenn sie aus der Patientenperspektive betrachtet werden, mit mehr Veränderungen im Management von Gesundheitsproblemen verbunden sein.
Die Qualität der Evidenz war durch die kleinen Studiengrößen begrenzt und dadurch, dass die Studien unterschiedliche Endpunkte wählten. Dies hatte zur Folge, dass für die Analysen nicht ausreichend Daten zur Verfügung standen, die zusammenfasst werden konnten.
Schlussfolgerungen
Weitere Forschung in diesem sich entwickelnden Bereich ist notwendig, bevor sichere Schlussfolgerungen gezogen werden können.
B. Hucke, C. Meiling, freigegeben durch Cochrane Deutschland