Können Medikamente gegen Anämie zur Vorbeugung akuter Nierenschäden beitragen?

Kernaussagen

- Eine akute Nierenschädigung (acute kidney injury, AKI) tritt auf, wenn die Nieren plötzlich ihre Fähigkeit verlieren, Abfallstoffe aus dem Blut zu filtern. Erythropoetin-stimulierende Substanzen finden vorwiegend Anwendung in Medikamenten zur Behandlung von Störungen der Produktion roter Blutkörperchen. Sie könnten sowohl bei Personen mit erhöhtem Risiko für eine akute Nierenschädigung als auch bei Patient*innen mit kürzlich diagnostizierter akuter Nierenschädigung von Nutzen sein.

- Bei Menschen mit einem Risiko für die Entwicklung eines akuten Nierenschadens haben Erythropoetin-stimulierende Wirkstoffe wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf das Risiko, einen akuten Nierenschaden zu entwickeln oder das Sterberisiko zu senken. Möglicherweise gibt nur einen geringen oder keinen Unterschied in Bezug auf die Notwendigkeit einer Dialyse (ein Verfahren zur Entfernung von Abfallstoffen und überschüssiger Flüssigkeit aus dem Blut). Auch bei der Nierenfunktion und unerwünschten Ereignissen wie Blutgerinnseln, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Bluthochdruck gibt es möglicherweise keine Unterschiede.

Worum geht es?

Eine akute Nierenschädigung tritt auf, wenn die Nieren plötzlich ihre Fähigkeit verlieren, Abfallstoffe aus dem Blut zu filtern. Am häufigsten tritt sie bei Menschen auf, die im Krankenhaus auf der Intensivstation behandelt werden. Wenn eine akute Nierenschädigung schwerwiegend ist, kann sie tödlich sein. Bei Menschen, die zuvor gesund waren, kann man sie jedoch in der Regel kurieren.

Erythropoetin-stimulierende Substanzen finden vorwiegend Anwendung in Medikamenten zur Behandlung von Störungen der Produktion roter Blutkörperchen, insbesondere bei Patient*innen mit chronischem Nierenversagen, einem Zustand, bei dem die Nieren ihre lebenswichtigen Funktionen nicht mehr ausreichend erfüllen können. Allerdings haben sich Erythropoetin-stimulierende Wirkstoffe in Tierversuchen als hilfreich erwiesen, um die Nieren vor Erkrankungen zu schützen. Daher könnten sie für Menschen mit erhöhtem Risiko einer akuten Nierenschädigung (z. B. nach Herzoperationen) oder für Menschen im Frühstadium einer akuten Nierenschädigung hilfreich sein.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach allen Studien, die den Nutzen und Schaden von Erythropoetin-stimulierenden Wirkstoffen für Menschen untersuchten, die ein erhöhtes Risiko für akutes Nierenversagen haben, oder schon an akutem Nierenversagen leiden.

Was fanden wir?

Wir fanden 20 Studien, an denen 5348 Personen mit erhöhtem Risiko einer akuten Nierenschädigung teilnahmen. Die Zahl der Studienteilnehmenden reichte von 10 bis 1302, und alle wurden im Krankenhaus behandelt. In allen Studien wurden Erythropoetin-stimulierende Wirkstoffe mit einem Placebo (Scheinmedikament) oder der üblichen Behandlung verglichen.

Bei Menschen mit erhöhtem Risiko für akute Nierenschädigung verringern Erythropoetin-stimulierende Wirkstoffe wahrscheinlich nicht das Risiko einer AKI oder das Sterberisiko und reduzieren möglicherweise auch nicht die Notwendigkeit einer Dialyse. Auch bei der Nierenfunktion und unerwünschten Ereignissen wie Blutgerinnseln, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Bluthochdruck gibt es möglicherweise keine Unterschiede.

Schlussfolgerungen

Wir haben moderates Vertrauen in die Evidenz, dass Erythropoietin-stimulierende Wirkstoffe wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Einfluss darauf haben, ob Menschen mit erhöhtem Risiko für eine akute Nierenschädigung eine solche entwickeln oder sterben. Wir sind weniger zuversichtlich was ihre Wirkungen auf die Verringerung der Notwendigkeit einer Dialyse sowie auf unerwünschte Ereignisse wie Blutgerinnsel, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Bluthochdruck angehen.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von 30. August 2024.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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