Verhindert Etidronat osteoporosebedingte Frakturen bei postmenopausalen Frauen?

Kernaussagen

- Bei Frauen mit annähernd normaler Knochendichte (Knochenstärke) und ohne bereits aufgetretene Wirbelbrüche hat Etidronat wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Hüft- oder Handgelenksbruchs oder eines schwerwiegenden unerwünschten Ereignisses.
- Bei Frauen mit verminderter Knochendichte, die entweder ein erhöhtes Risiko für Wirbelbrüche aufweisen oder bereits einen solchen Bruch erlitten haben, hat Etidronat möglicherweise keinen oder nur einen geringen Einfluss bei der Vorbeugung von Knochenbrüchen an anderen Knochen als der Wirbelsäule.

Was ist Osteoporose?

Der Knochen ist ein dynamisches, wachstumsfähiges Gewebe. Ein Leben lang bildet sich neue Knochensubstanz, während ältere Knochensubstanz abgebaut wird. So passt sich jeder Knochen an seine Belastungen an. Bei Osteoporose wird mehr Knochen ab- als aufgebaut. Dabei verlieren die Knochen Mineralien wie Kalzium. Dadurch werden die Knochen instabiler und können leichter brechen, beispielsweise bei einem Sturz aus Stehhöhe. Frauen nach den Wechseljahren erkranken häufiger an Osteoporose als andere Menschen.

Was ist Etidronat?

Etidronat gehört zu der Medikamentenklasse der Bisphosphonate, die die knochenabbauenden Zellen bremsen. Etidronat wird in einem intermittierenden oder zyklischen Schema eingenommen, z. B. 400 mg täglich für zwei Wochen alle drei Monate, gefolgt von Kalzium oder keiner Behandlung für den Rest des dreimonatigen Behandlungszyklus.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob Etidronat zur Vorbeugung von Knochenbrüchen bei Frauen nach den Wechseljahren besser ist als ein Placebo (Scheinmedikament) oder ein anderes Osteoporose-Medikament. Hinsichtlich der klinischen Relevanz untersuchten wir die Wirkung von Etidronat bei Frauen, abhängig vom persönlichen Frakturrisiko (niedriges versus hohes Frakturrisiko). Wir wollten auch herausfinden, ob Etidronat mit unerwünschten Wirkungen verbunden ist.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen Etidronat mit Placebo oder einem anderen Medikament zur Vorbeugung von Osteoporose verglichen wurde. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir?

Insgesamt fanden wir 30 Studien, wobei 4 Studien keine ausreichenden Informationen über ihre Ergebnisse lieferten. So konnten wir die Ergebnisse von 26 Studien mit 2770 Frauen auswerten. Neun Studien befassten sich mit der Primärprävention von osteoporosebedingten Frakturen, d. h. sie konzentrierten sich auf Frauen mit einem niedrigen Frakturrisiko, deren Knochen eine nahezu normale Knochendichte aufwiesen und die noch keinen Wirbelbruch erlitten hatten. Siebzehn Studien befassten sich mit der Sekundärprävention, d. h. sie konzentrierten sich auf Frauen mit hohem Frakturrisiko, die entweder eine niedrige Knochendichte oder bereits Wirbelbrüche erlitten hatten (oder beides). Die meisten Studien wurden vorwiegend mit weißen Frauen durchgeführt. Die Studien dauerten zwischen 1 und 4 Jahren. In einigen Studien erhielten die Frauen 400 mg Etidronat pro Tag, in anderen Studien 200 mg Etidronat pro Tag.

Hauptergebnisse der Studien zur Primärprävention, in denen Frauen 400 mg Etidronat pro Tag erhielten

Verglichen mit einem Placebo führt Etidronat:

- wahrscheinlich nur zu einem geringfügigen oder gar keinem Unterschied bei Nicht-Wirbelfrakturen und schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen;

- möglicherweise nur zu einem geringfügigen oder gar keinem Unterschied bei den klinisch festgestellten Wirbelfrakturen (also Brüchen, die durch klinische Symptome und Anzeichen erkennbar sind) sowie bei der Anzahl der Frauen, die die Studien aufgrund von unerwünschten Ereignissen abgebrochen haben.

Die Evidenz zur Wirkung von Etidronat auf Hüftfrakturen ist sehr unsicher. Keine der Studien berichtete über die Wirkung auf Handgelenksfrakturen.

Hauptergebnisse der Studien zur Sekundärprävention, in denen Frauen 400 mg Etidronat pro Tag erhielten

Im Vergleich zu einem Placebo führt Etidronat möglicherweise nur zu einem geringen oder gar keinem Unterschied bei der Vorbeugung von Nicht-Wirbelfrakturen. Die Evidenz ist sehr unsicher, was die Wirkung von Etidronat auf Hüft- und Handgelenksfrakturen, die Anzahl der Frauen, die die Studien wegen unerwünschter Ereignisse abgebrochen haben, und schwerwiegende unerwünschte Ereignisse betrifft. Keine der Studien berichtete über die Wirkung von Etidronat auf klinisch festgestellte Wirbelfrakturen.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz reichte von sehr niedrig bis moderat. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist begrenzt, weil es möglich ist, dass die Frauen in den Studien wussten, welche Behandlung sie erhielten. Das könnte die Ergebnisse beeinflusst haben. Zudem waren viele der Studien sehr klein.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Tools
Information

Cochrane Kompakt ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cochrane Schweiz, Cochrane Deutschland und Cochrane Österreich. Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern. Eine Übersicht finden Sie hier.