Behandlung von therapieresistenter Verstopfung bei Kindern

Kernaussagen

- Zum Erreichen eines Behandlungserfolgs bei Kindern mit therapieresistenter Verstopfung macht es möglicherweise keinen oder einen sehr geringen Unterschied, ob Lubiproston (ein Abführmittel) oder eine Scheinbehandlung (Placebo) eingesetzt wird. Wir stellten auch fest, dass Lubiproston wahrscheinlich genauso sicher ist wie ein Placebo.

- Wahrscheinlich gibt es nur geringe oder gar keine Unterschiede zwischen dem Abführmittel Prucaloprid und einem Placebo bezüglich der täglichen Häufigkeit des Stuhlgangs, des Behandlungserfolgs und der Sicherheit.

- Es ist unklar, ob eine der anderen untersuchten Behandlungen hilfreich ist. Diese Unsicherheit ist auf die sehr geringe Zahl der Studienteilnehmenden und auf Problemen bei der Berichterstattung zurückzuführen.

- Derzeit gibt es keine einheitliche Definition für therapieresistente Verstopfung. Um weitere Evidenz für Behandlungen bei therapieresistenter Verstopfung zu entwickeln, müssen Forschende dieselbe Definition verwenden. Wir würden weitere Arbeiten zur Findung einer einheitlichen Definition begrüßen.

Was ist therapieresistente Verstopfung?

Verstopfung bei Kindern ist ein häufiges Problem. Wenn Ärzte keine Ursache für die Symptome finden können, spricht man von funktioneller Verstopfung. Zu den Symptomen der Verstopfung gehören eine geringere Häufigkeit des Stuhlgangs, Stuhlinkontinenz oder Stuhlschmieren und Bauchschmerzen. Eine milde Verstopfung spricht gut auf Standardbehandlungen, wie Verhaltensänderungen oder Abführmittel, an. Sie kann aber auch schwerwiegender sein oder lange anhalten. Wir definierten therapieresistente Verstopfung als eine Verstopfung, die trotz Standardbehandlung anhält.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welche Behandlungen hilfreich und sicher zur Behandlung von Kindern zwischen 0 und 18 Jahren sind, die nicht auf medizinische Standardbehandlungen für Verstopfung ansprechen (therapieresistente Verstopfung). Diese extreme Form von Verstopfung kann sich sehr negativ auf das Leben eines Kindes auswirken, z. B. durch Fernhalten von der Schule und anderen täglichen Aktivitäten. Sie kann auch Schmerzen, Beschwerden und allgemeines Unwohlsein verursachen und Krankenhausaufenthalte zur Behandlung erforderlich machen. Daher muss ermittelt werden, ob die untersuchten Therapien zur Lösung des Problems beitragen können.

Wie gingen wir vor?

Wir berücksichtigten alle Medikamente, chirurgischen Verfahren oder Therapien, die Kindern mit therapieresistenter Verstopfung helfen können. In jeder Studie wurde eine bestimmte Behandlung mit einem Placebo, keiner Behandlung oder einer anderen Behandlung verglichen. Wir wollten wissen, ob die Behandlungen die Häufigkeit des Stuhlgangs erhöhten, die Symptome verbesserten oder zum Behandlungserfolg führten. Wir wollten auch wissen, ob die Behandlungen sicher sind. Deshalb untersuchten wir, ob sie Nebenwirkungen verursachen. Wir suchten nach randomisierten kontrollierten Studien, in denen Personen nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugewiesen werden. Die Studien sollten eine medizinische, chirurgische oder komplementäre Therapie bei Kindern mit therapieresistenter Verstopfung mit keiner Behandlung, einem Placebo oder einer anderen Behandlung vergleichen.

Was fanden wir?

Wir fanden 10 Studien mit insgesamt 1278 Kindern. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag zwischen fünf und zehn Jahren. Die Studien wurden im Iran, in Brasilien, Kolumbien, den USA, Kanada, Australien und mehreren europäischen Ländern durchgeführt. Die Studien dauerten zwischen einem und sechs Monaten.

Die Studien machten die folgenden Vergleiche:

- Botox-Injektion gegenüber Stuhlweichmacher;

- Erythromycin (ein Antibiotikum) gegenüber Placebo;

- Lubiproston gegenüber Placebo;

- Rektales Docusat-Natrium und Sorbitol gegenüber oralem Polyethylenglykol (beides Stuhlweichmacher);

- Biofeedback-Therapie gegenüber keiner Behandlung;

- intrarektale elektromotorische Botox-Injektion im Vergleich zu einer herkömmlichen Botox-Injektion;

- Botox-Injektion versus Myektomie des inneren Analsphinkters (operatives Entfernen);

- Prucaloprid gegenüber Placebo;

- transkutane elektrische Stimulation versus Schein-Stimulation; und

- von einem Ernährungsberater verordnete mediterrane Ernährung mit schriftlichen Anweisungen gegenüber nur schriftlichen Anweisungen.

Hauptergebnisse

- Es gibt möglicherweise nur einen geringen bis gar keinen Unterschied zwischen Lubiproston und Placebo in Bezug auf den Behandlungserfolg. Auch bei den unerwünschten Ereignissen gibt es bei diesem Vergleich wahrscheinlich nur einen geringen bis gar keinen Unterschied.

- Wahrscheinlich gibt es nur geringe oder gar keine Unterschiede zwischen Prucaloprid und Placebo in Bezug auf die Häufigkeit des Stuhlgangs, den Behandlungserfolg und die unerwünschten Ereignisse.

- Wir wissen nicht, ob eine der anderen untersuchten Behandlungen sicherer oder vorteilhafter ist als andere.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Evidenz ist begrenzt und ungenau, da die Zahl der Studienteilnehmenden gering ist und jede Studie einen anderen Vergleich durchführte. Es gab auch Probleme bei der Studiendurchführung, weshalb Studienergebnisse verzerrt sein könnten.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Halter, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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