Sind pädagogische und psychologische Interventionen bei der Behandlung von Ekzemen wirksam?

Kernaussagen

- Pädagogische Interventionen in Person für Einzelpersonen und Gruppen können den Schweregrad von Ekzemen verringern. Der Einsatz von Technologien zur Aufklärung, wie z. B. das Internet, hat möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf den Schweregrad der Erkrankung.

- Die Durchführung von Gruppenschulungen durch Krankenpfleger*innen anstelle von Dermatolog*innen kann mit geringeren Kosten verbunden und ähnlich wirksam sein.

- Die Lebensumstände der Menschen sind unterschiedlich. Dies wirkt sich auf die Bereitstellung von Informationen und die Art und Weise, wie Menschen diese erhalten, aus. Damit pädagogische und psychologische Interventionen für Menschen mit Ekzem auch genutzt werden, sollten solche Interventionen basierend auf der Einschätzung von Patient*innen und Betreuer*innen entwickelt werden. Studienteilnehmende sollten über einen (sehr) langen Zeitraum begleitet werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass „langfristig“ für eine Person mit Ekzem lebenslang bedeuten kann und nicht nur die Dauer einer Forschungsstudie.

Was ist ein Ekzem?

Ein Ekzem (auch atopische Dermatitis genannt) ist eine unangenehme, juckende, sichtbare Hauterkrankung. Viele verschiedene Faktoren können ein Ekzem verschlimmern, z. B. bestimmte Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaubmilben, Stress, saisonale Veränderungen und Umweltverschmutzung. Kratzen kann zur Verstärkung des Juckreizes, zur Verringerung der Erfolgsaussichten der Behandlung und zur Schädigung der Haut führen.

Wie wird ein Ekzem behandelt?

Das Leben mit Ekzem ist eine komplizierte Angelegenheit. Die Behandlung erfolgt in der Regel durch das Meiden von Auslösern und Reizstoffen sowie durch feuchtigkeitsspendende (Emollients) oder medikamentöse (topische Kortikosteroide oder Clacineurin-Inhibitoren) Cremes und Lotionen. Pädagogische und psychologische Techniken können die Betroffenen informieren, um mit den Auswirkungen des Ekzems zurechtzukommen.

Aufklärung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen, z. B. in Einzel- oder Gruppensitzungen, die entweder von Ärzt*innen oder den Betroffenen selbst geleitet werden. Diese Sitzungen können in Person oder online stattfinden. Ihre Dauer variiert und umfasst häufig Nachbeobachtungen. Nachbeobachtungen sind wichtig, da die Wirkung von pädagogischem und psychologischem Material in der Regel erst nach einiger Zeit eintritt und eine gewisse Unterstützung erfordert. Auch Methoden zur Verhaltensänderung werden häufig in pädagogischen Schulungen eingesetzt.

Stress und Bewältigungsverhalten können Ekzeme verschlimmern. Eine Intervention, die sich auf die Änderung von Gewohnheiten oder die Ablenkung vom Kratzen konzentriert, kann helfen. Wir fassten diese als „psychologische Interventionen“ zusammen. Eine Beratung kann eine kostenwirksame Option sein. Auch Techniken wie Achtsamkeit und Entspannung können dabei helfen, den Juckreiz zu lindern. Einige Methoden, wie geleitete Imagination und virtuelle Realität, können die Aufmerksamkeit vom Juckreiz ablenken. Die virtuelle Realität wurde bisher noch nicht in großem Umfang für Ekzeme untersucht. Sie wurde aber schon bei Angstzuständen und Schmerzen eingesetzt, die mit Juckreiz zusammenhängen. Allerdings werden diese Therapien nicht überall dauerhaft angeboten.

Was wollten wir herausfinden?

Wir haben untersucht, inwieweit pädagogische und psychologische Techniken Menschen mit Ekzemen helfen können. Dies könnte in Form einer Verringerung der Ekzemsymptome oder der Behandlungskosten von Ekzemen sein.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die pädagogische oder psychologische Ansätze zur Verbesserung von Ekzemen untersuchten. Die Verbesserung könnte z.B. an Berichten von Menschen mit Ekzemen oder ihren Betreuer*innen über eine Verringerung der Symptome oder eine Verbesserung der Lebensqualität gemessen werden. Wir suchten auch nach anderen Verbesserungen, wie langfristige Kontrolle der Ekzemsymptome, psychologisches Wohlbefinden und angemessene Medikamentennahme. Wir fragten uns, ob es unerwünschte Wirkungen gab.

Was fanden wir?

Wir fanden 37 Studien, an denen 6170 Erwachsene und Kinder teilnahmen. Die meisten Studien fanden in Krankenhäusern in einkommensstarken Ländern statt. Die meisten Teilnehmenden waren Kinder und Jugendliche. Die Studienteilnehmenden wiesen unterschiedliche Schweregrade des Ekzems auf. Wir fanden nur wenige Informationen über die Kostenwirksamkeit und keine nützlichen Informationen über Selbsthilfe, psychologische Interventionen oder gedrucktes Lehrmaterial.

Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf pädagogische oder psychologische Interventionen im Vergleich zur Regelversorgung bei Ekzemen.

- Individuelle Aufklärung verringert möglicherweise kurzfristig den Schweregrad der Erkrankung (1 Studie, 30 Teilnehmende).

- Gruppenschulungen verringern wahrscheinlich den Schweregrad von Ekzemen (9 Studien, 2426 Teilnehmende).

- Wir können nicht sagen, ob technologiegestützte Schulungen (z. B. E-Learning) die Schwere der Erkrankung, gemessen an den klinischen Symptomen, verringern. Sie haben möglicherweise keine oder nur geringe Wirkungen auf den patient*innen berichteten Schweregrad des Ekzems, verbessern aber wahrscheinlich leicht die langfristige Kontrolle der Ekzemsymptome (5 Studien, 654 Teilnehmende).

- Eine Behandlung zur Änderung der Gewohnheiten verringert möglicherweise den Schweregrad der Erkrankung, hat aber wahrscheinlich nur geringe oder gar keine Wirkungen auf die Verbesserung der Lebensqualität (1 Studie, 33 Teilnehmende).

- Therapien zur Angst- und Stressreduktion wie Achtsamkeit, Meditation und Entspannungstechniken (Erregungsreduktionstherapien) bewirken möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in der Verbesserung der Lebensqualität (3 Studien, 33 Teilnehmende).

Keine der Studien lieferte verwendbare Informationen über die Verbesserung der langfristigen Kontrolle der Ekzemsymptome, die Verbesserung im Anschluss an die Standardbehandlung oder unerwünschte Wirkungen.

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist nur moderat, da in den eingeschlossenen Studien unterschiedliche Durchführungsmethoden von pädagogischen oder psychologischen Behandlungen verwendet wurden. Die Studien waren sehr klein und das Design der meisten war nicht geeignet, um schlüssige Ergebnisse zu liefern.

Die meisten Studien wurden in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt, so dass unsere Untersuchung keine Aussagen darüber zulässt, ob einige dieser pädagogischen und psychologischen Interventionen in bestimmten Kulturen oder für Menschen in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen besser funktionieren.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von März 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Halter, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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