Wirkt die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei älteren Erwachsenen mit Angststörungen besser als eine Minimalversorgung oder andere psychologische Therapien?
Kernaussagen
- Die Evidenz deutet darauf hin, dass die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) möglicherweise den Schweregrad der Angst unmittelbar nach der Therapie im Vergleich zur Minimalversorgung verringert. Diese Verringerung ist jedoch möglicherweise nicht von Dauer und nach sechs Monaten gibt es möglicherweise keinen Unterschied zwischen den Behandlungen.
- Aufgrund mangelnder Evidenz wissen wir nicht, ob die KVT mehr oder weniger wirksam ist als andere psychologische Therapien.
- Größere, gut konzipierte Studien sind erforderlich, um festzustellen, ob ältere Menschen mit Angstproblemen sich nach einer KVT vollständig erholen oder eine Verbesserung der Symptome zeigen.
Was ist eine kognitive Verhaltenstherapie für ältere Erwachsene mit einer Angststörung und warum kann sie wichtig sein?
Angststörungen sind ein häufiges psychisches Problem bei älteren Erwachsenen. Angststörungen sind gekennzeichnet durch übermäßige Angst, Sorge und Nervosität in gewöhnlichen Situationen oder Aktivitäten. Menschen, die unter Angststörungen leiden, erleben körperliche Symptome wie Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern, Übelkeit und Atemnot. Deshalb versuchen Menschen mit Angststörungen in der Regel, Situationen oder Aktivitäten zu vermeiden, in denen sie diese übermäßige und überwältigende Angst erleben. Angststörungen beeinträchtigen das tägliche Leben und die normale Funktionsfähigkeit.
Die generalisierte Angststörung (generalised anxiety disorder, GAD) wird als übermäßige und chronische Sorge über alltägliche Themen wie Arbeit, Finanzen, Familie, Gesundheit und andere tägliche Aktivitäten beschrieben, bei denen es eigentlich keinen besonderen Grund zur Sorge gibt.
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine wirksame Behandlung von Angststörungen bei Erwachsenen und kann auch bei älteren Erwachsenen wirksam sein. Bei der KVT werden Menschen mit Angststörungen schrittweise Situationen ausgesetzt, die Angstgefühle auslösen, um langfristig negative Denkmuster zu ändern. KVT kann als Gruppen- oder Einzeltherapie durchgeführt werden.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob eine KVT bei älteren Erwachsenen über 55 Jahren mit einer Angststörung effektiver ist als Interventionen, die keine explizite Behandlung (minimale Versorgung) vorsehen. Außerdem wollten wir herausfinden, ob die KVT in dieser Altersgruppe besser wirkt als andere psychologische Therapien und ob sie die Lebensqualität verbessert.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien zu folgenden Vergleichen:
- KVT gegenüber minimaler Versorgung;
- KVT gegenüber anderen psychologischen Behandlungen.
Wir fassten die Ergebnisse zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Untersuchungsmethoden und Anzahl der Teilnehmenden.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Was fanden wir?
Wir fanden 21 Studien, an denen 1234 Menschen über 55 Jahren mit Angststörungen teilnahmen. Die größte Studie umfasste 180 Personen und die kleinste Studie neun Personen. Die Studien wurden in sieben Ländern durchgeführt. Zehn Studien untersuchten die generalisierte Angststörung. In den meisten Studien wurde die KVT mit einer Minimalversorgung (definiert als Regelversorgung ohne psychologische Behandlung) verglichen. Nur zwei Studien verglichen die KVT mit einer anderen psychologischen Behandlung.
Hauptergebnisse
Wir haben festgestellt, dass eine KVT im Vergleich zu minimaler Versorgung möglicherweise zu einer geringen bis mäßigen Verringerung der Angstsymptome sowie der Symptome von Sorge und Depression nach der Behandlung führt. Diese Wirkungen sind jedoch möglicherweise nicht langfristig. Nach sechs Monaten besteht möglicherweise nur ein geringer oder gar kein Unterschied zwischen KVT und Minimalversorgung. Es gibt nicht genügend Evidenz darüber, ob die KVT zu einer vollständigen Genesung oder zu einer Verringerung der Symptome führt. Es gibt auch nicht genügend Evidenz, um festzustellen, ob KVT bei älteren Erwachsenen mit Angststörungen wirksamer ist als andere psychologische Behandlungen.
Was schränkt die Evidenz ein?
Wir haben nur ein begrenztes Vertrauen in die Evidenz. Die Studien waren sehr heterogen, wiesen eine hohe Varianz in der Beurteilung des Verzerrungsrisikos auf und betrafen hauptsächlich ältere Erwachsene mit generalisierter Angststörung. Den Teilnehmenden war auch bewusst, welche Behandlung sie bekamen. Dieses Wissen könnte die Ergebnisse beeinflusst haben. Nur zwei Studien untersuchten die KVT im Vergleich zu einer anderen psychologischen Behandlung. Diese Studien lieferten nicht genügend Evidenz, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 12. Februar 2024.
F. Halter, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland