Periodische Veränderung der Körperposition bei Früh- und Termingeborenen mit Hyperbilirubinämie unter Phototherapie

Fragestellung

Verbessert der Wechsel der Position des Babys die Ergebnisse der Lichttherapie bei Früh- und Termingeborenen mit Gelbsucht?

Kernbotschaften

In diesem systematischen Review wurden Studien ausgewertet, in denen die geplante und die nicht geplante Veränderung der Körperposition von Früh- und Termingeborenen mit Gelbsucht während der Lichttherapie verglichen wurden. Diese beiden Lagerungsstrategien führten zu keinen oder nur geringen Unterschieden hinsichtlich der Dauer der Lichttherapie oder der Geschwindigkeit, mit der die Bilirubinwerte sanken. Bilirubin ist die Substanz, die Gelbsucht verursacht, d.h. eine Gelbfärbung der Haut und des Augenweiss.

Keine der in die Untersuchung einbezogenen Studien berichtete über unerwünschte Wirkungen durch das Verändern der Position der Babys, wie zum Beispiel den plötzlichen Kindstod.

In künftigen Studien sollte die planmäßige Umlagerung von Säuglingen unter Lichttherapie untersucht werden, wobei auch sehr frühgeborene und Säuglinge mit allen Formen der Gelbsucht einbezogen werden sollten.

Was ist Gelbsucht?

Gelbsucht (auch Hyperbilirubinämie genannt) ist eine häufige Erkrankung bei Neugeborenen, bei der sich die Haut und das Weiße der Augen gelb verfärben. Dies ist auf zu viel Bilirubin im Blut zurückzuführen. Bilirubin ist eine gelbe Substanz, die entsteht, wenn rote Blutkörperchen zerfallen. Da die Leber von Neugeborenen Bilirubin noch nicht wirksam aus dem Blut entfernen kann, steigt der Bilirubinspiegel an. In einigen Fällen haben Säuglinge einen sehr hohen Bilirubinspiegel im Blut, der zu Hirnschäden führen kann. Sobald die Babys etwa zwei Wochen alt sind, kann ihre Leber Bilirubin verarbeiten, und die Gelbsucht bessert sich von selbst.

Wie wird die Gelbsucht behandelt?

Die häufigste Behandlung der Gelbsucht ist die Lichttherapie (Phototherapie). Die Babys werden mit abgedeckten Augen und einzig eine Windel tragend unter eine spezielle Lampe gelegt, damit möglichst viel Haut dem Licht ausgesetzt ist. Durch die Phototherapie wird das Bilirubin abgebaut, so dass es aus dem Körper ausgeschieden werden kann. Bei einigen Säuglingen kann die Phototherapie einen Ausschlag oder Durchfall hervorrufen. In der Regel verursacht sie keine unerwünschten Wirkungen. In der Regel braucht es etwa 48 Stunden Phototherapie, bis das Bilirubin bei den meisten Säuglingen auf ein unbedenkliches Niveau gesenkt ist.

Was wollten wir herausfinden?

Wenn Babys während der Phototherapie auf den Rücken und dann auf die Seiten gedreht werden, werden unterschiedliche Hautpartien dem Licht ausgesetzt, wodurch der Bilirubinspiegel schneller sinken kann. Wir wollten herausfinden, ob die Phototherapie wirksamer ist, wenn die Babys zu bestimmten Zeiten umgedreht werden, als wenn sie in einer Position bleiben.

Wir interessierten uns besonders für die Auswirkungen auf Termingeborene (die bis zu drei Wochen vor ihrem Geburtstermin geboren wurden) und Frühgeborene in den ersten 28 Lebenstagen. Wir wollten wissen, ob sich durch die Änderung der Position der Babys die Dauer der Phototherapie verkürzt, ob sich die Geschwindigkeit des Bilirubinabfalls ändert oder ob es zu unerwünschten Wirkungen kommt, insbesondere zum plötzlichen Kindstod (SIDS (Sudden Infant Death Syndrom)).

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die Veränderungen der Körperposition im Vergleich zu keiner Veränderung der Körperposition bei Neugeborenen untersuchten, die aufgrund einer Gelbsucht eine Phototherapie erhielten. Die Veränderungen der Körperposition der Babys und die Zeitabstände zwischen den Veränderungen folgten einem festen Zeitplan. Die Babys mussten an Gelbsucht leiden, termin- oder zu früh geboren worden sein und konnten männlich oder weiblich sein.

Was haben wir herausgefunden?

Wir fanden 5 Studien mit insgesamt 343 Säuglingen. In drei Studien wurden gesunde Termingeborene untersucht, während in den beiden anderen Studien sowohl Termingeborene als auch frühgeborene Kinder untersucht wurden. In allen Studien wurden die geplanten Veränderungen der Körperpositionen der Babys mit den unveränderten Körperpositionen während der Phototherapie verglichen. Die Babys konnten auf den Rücken, auf den Bauch oder auf die Seite gelegt werden. Ihre Position wurde je nach Studienplan verändert. Die Positionswechsel erfolgten entweder nach einem bestimmten Zeitplan (alle 30 Minuten bis 6 Stunden), nach Interaktion mit dem Baby (z. B. nach jedem Stillen) oder nach dem Wechsel in jeder Pflegeschicht (z. B. einmal während einer Schicht).

Hauptergebnisse

Eine Änderung der Körperposition des Babys während der Phototherapie im Vergleich zu einer unveränderten Körperposition macht möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied aus bezüglich der Dauer der Phototherapie (4 Studien, 231 Babys) und der Geschwindigkeit, mit der der Bilirubinspiegel 24 Stunden nach Beginn der Phototherapie sinkt (1 Studie, 100 Babys). Wir wissen nicht, ob ein Wechsel der Körperposition unerwünschte Auswirkungen hat, da dies in keiner der eingeschlossenen Studien berichtet wurde.

Welche Faktoren schränken die vorliegende Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist begrenzt, da wir nur wenige Studien gefunden haben. Die gefunden Studien verwendeten zudem nicht die besten Methoden zur Analyse und Berichterstattung ihrer Ergebnisse. In keiner der Studien wurde über unerwünschte Wirkungen berichtet.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 5. März 2021.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. A. Genier, A. Walther, freigegeben durch Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA (www.fondation-sana.ch)

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