Kernaussagen
- Die Studien in diesem Review legen nahe, dass die Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) während der Schwangerschaft die Zahl der RSV-bedingten Krankenhausaufenthalte bei Säuglingen verringert.
- Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die RSV-Impfung während der Schwangerschaft keine Auswirkungen auf das Risiko von angeborenen Fehlbildungen bei Säuglingen und wahrscheinlich auch keine Auswirkungen auf das Risiko einer Wachstumsverzögerung des Babys im Mutterleib hat.
- Zukünftige Studien sollten die Auswirkungen der RSV-Impfung während der Schwangerschaft auf das Risiko einer Frühgeburt, die Säuglingssterblichkeit, Totgeburt und mütterliche Sterblichkeit untersuchen.
Wie äußert sich eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus?
RSV ist ein häufiger Verursacher von Infektionen der unteren Atemwege (Infektionen der Lunge oder der Atemwege unterhalb des Kehlkopfes) bei Säuglingen. Im Jahr 2019 hatten rund 33 Millionen Kinder unter fünf Jahren eine durch dieses Virus verursachte Infektion der unteren Atemwege. RSV kann durch Tröpfchen in der Luft oder durch direkten Kontakt übertragen werden. Kinder mit einer RSV-Infektion können leichte Symptome wie Husten, laufende Nase und Fieber haben. Die Krankheit kann jedoch auch zu einer Bronchiolitis oder Lungenentzündung fortschreiten. Jedes Jahr werden weltweit 3,6 Millionen Säuglinge mit einer schweren RSV-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert, wobei zahlreiche dieser Fälle tödlich enden. Säuglinge unter 6 Monaten, vor allem Neugeborene, sind besonders anfällig für schwere RSV-Infektionen, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist.
Wie wirkt eine Impfung der Mutter auf das Kind?
Normalerweise transportiert die Plazenta während der Schwangerschaft Antikörper aus dem Blutkreislauf der Mutter zum ungeborenen Kind. Die Impfung während der Schwangerschaft zielt darauf ab, die Antikörperspiegel der Mutter zu erhöhen. Auf diese Weise wird eine größere Menge an Antikörpern auf das ungeborene Kind übertragen, was zu einer vorübergehenden passiv-erworbenen Immunität führt.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob eine RSV-Impfung während der Schwangerschaft besser ist als keine Impfung oder eine Scheinimpfung, um RSV-bedingte Krankenhausaufenthalte bei Säuglingen zu verhindern. Wir wollten auch herausfinden, ob die RSV-Impfung während der Schwangerschaft für Mütter und ihre Babys sicher ist, indem wir mögliche Auswirkungen auf fetale Wachstumsrestriktionen, Totgeburten, mütterliche Mortalität, Frühgeburten, angeborenen Fehlbildungen und Säuglingssterblichkeit untersuchten.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, in denen die RSV-Impfung während der Schwangerschaft mit keiner Impfung oder einer Scheinimpfung verglichen wurde. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie den Studienmethoden.
Was fanden wir?
Wir fanden sechs Studien, in denen die RSV-Impfung bei insgesamt 17 991 schwangeren Frauen mit einer Scheinimpfung verglichen wurde. Die Studien dauerten zwischen 90 und 365 Tagen und fanden in zahlreichen Ländern weltweit statt, am häufigsten in den USA. Alle Studien wurden von Pharmaunternehmen finanziert. Die schwangeren Frauen waren bis zu 49 Jahre alt. Der Zeitpunkt der Impfung war unterschiedlich und lag zwischen der 24. und 36. Woche der Schwangerschaft.
Evidenz aus vier Studien zeigt, dass die RSV-Impfung während der Schwangerschaft die Zahl der Säuglinge, die wegen einer RSV-Infektion im Krankenhaus behandelt werden müssen, verringert. Von 1000 geimpften Schwangeren werden 11 Säuglinge wegen einer RSV-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert. Im Vergleich dazu sind von 1000 Frauen, die eine Scheinimpfung erhielten, 22 Säuglinge betroffen.
Die Evidenz aus vier Studien zeigt, dass die RSV-Impfung während der Schwangerschaft keine Auswirkungen auf das Risiko von angeborenen Fehlbildungen bei Säuglingen und wahrscheinlich auch keine Auswirkungen auf das Risiko einer Wachstumsverzögerung des Babys im Mutterleib hat. Es ergaben sich keine Sicherheitsbedenken bezüglich des Risikos von Totgeburten sowie Todesfällen bei Müttern und Säuglingen. Die Vertrauenswürdigkeit dieser Ergebnisse ist jedoch eingeschränkt. Die Frage, ob eine RSV-Impfung während der Schwangerschaft das Risiko von Frühgeburten beeinflusst, bleibt ungewiss. Hierfür sind weitere Studien erforderlich.
Was schränkt die Evidenz ein?
Es ist ausreichend nachgewiesen, dass die RSV-Impfung während der Schwangerschaft die Zahl RSV-bedingter Krankenhausaufenthalte von Säuglingen verringert und keine angeborenen Fehlbildungen verursacht. Bei den anderen Ergebnissen sind wir weniger sicher, da einige der Studien methodische Mängel haben und die Evidenz auf nur wenigen Ereignissen beruht.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 27. Juli 2023.
B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland